In der jährlich statt findenden Bilanzpressekonferenz der Stadtwerke Gießen AG (SWG) stellten Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Volker Kölb, Vorstandsvorsitzender Manfred Siekmann und Vorstandsmitglied Reinhard Paul das Ergebnis des Jahres 2007 der städtischen Gesellschaft vor und boten zugleich Ausblick auf die Zukunftsausrichtung des Unternehmens.
Zunächst einmal erläuterte Siekmann die Entwicklung des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Diese Kennzahl liefert eine treffende Aussage über das Ergebnis des Kerngeschäfts eines Unternehmens. Denn hier fließen keine externen Einflüsse ein, die nicht direkt mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit zusammenhängen.
Vergleicht man das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Stadtwerke Gießen AG der vergangenen fünf Jahre, so stellt man einen kontinuierlichen Rückgang fest. So liegt es 2007 nur noch bei 65% des Ergebnisses 2003. Und auch für 2008 erwarten die SWG einen weiteren Rückgang. Ursache dafür ist vor allem, dass die Kostensteige-rungen der vergangenen Jahre nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben wurden.
Das Geschäftsjahr 2007 schließen die Stadtwerke Gießen AG (SWG) mit einem Jahresüberschuss von 4,8 Millionen Euro ab. Dieses Ergebnis sei einzig und allein auf Einmaleffekte zurückzuführen, so der Vorstandsvorsitzende. „Unser gutes Ergebnis des SWG-Konzerns - zu dem neben der Muttergesell-schaft der Stadtwerke Gießen auch die Toch-terunternehmen Heizkraftwerk Gießen GmbH, MIT.BUS GmbH, Elektrizitätswerk Hammermühle Versorgungs GmbH und die Mittelhessen Netz GmbH gehören - ist geprägt von Einmaleffekten wie der Erstattung von Ertragsteuern für einen mehrjährigen Zeitraum. Wir können nicht davon ausgehen, auch im nächsten Jahr ein Ergebnis auf einem vergleichbaren Niveau zu erreichen – gerade deshalb ist dieser Bilanzgewinn wichtig für die Zukunft unseres Unternehmens“, so Manfred Siekmann.
Meilensteine 2007
Vor dem Hintergrund einer vermehrten Diskussion um Klimaschutz- und Energiesparprogramme haben sich auch die SWG im Jahr 2007 intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt. Einige Beispiele:
Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA)
Mit dem Bau der TREA wollen sich die Stadtwerke ein weiteres Standbein für ihre Wärmeversorgung sichern. 2007 konnten die SWG sämtliche Hürden des Genehmigungsverfahrens nehmen – die TREA befindet sich seit Februar 2008 bereits im Bau. „Wir werden damit unser Ziel, von den Energiebeschaffungsmärkten unabhängiger zu werden, noch in diesem Jahr erreichen“, so Reinhard Paul.
Dienstleistungspaket enerGIeßen
Auf dem Gebiet des effizienten Einsatzes von Energie sind die Stadtwerke Experten. Seit vielen Jahren stellen die SWG dieses Wissen ihren Kunden in Form einer kompetenten Energieberatung zur Verfügung. Im Jahr 2007 ha-ben die SWG diese Dienstleistung noch weiter ausgebaut und unter dem Namen enerGIeßen zu einem Dienstleitungspaket zusammengefasst. Die SWG helfen damit ihren Kunden bei der Ermittlung von Einsparpotenzialen und beraten bei der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen.
Energieeinspar-Garantievertrag Wärmeversorgung
In 2007 konnten die SWG auf Basis eines Energieeinspar-Garantievertrages die E-nergieanlage des Evangelischen Krankenhauses optimieren und so eine Energieeinsparung und Emissionsminderung erzielen. Das Ziel - den Jahreswärmebedarf um 30 % zu senken – wurde erreicht.
Weitere positive Meldungen aus dem Jahr 2007:
- Positiv entwickelt hat sich der Stromverkauf an Geschäftskunden außerhalb des angestammten Versorgungsgebietes. Hier konnten rund 20 Geschäftskunden neu gewonnen werden.
- Mit der Gemeinde Fernwald konnten die SWG im Dezember 2007 einen Wasserlieferungsvertrag für den Ortsteil Annerod abschließen.
- Bei den Energiepreisen ging es in 2007 auch mal wieder nach unten: Zum 01.01.2007 (netto) und 01.04.2007 haben die SWG ihre Preise für Gas und Fernwärme gesenkt.
Weichen für Zukunft gestellt: SWG 2015
Ein Blick in die Zukunft zeigt viele Herausforderungen für den SWG-Konzern. Eine wesentliche Herausforderung wird die Anreizregulierung sein, die ab 2009 die derzeitige kostenorientierte Regulierung der Netznutzungsentgelte ablöst. Das Ergebnis sind sinkende Netznutzungsentgelte und damit ein-hergehend ein steigender Wettbewerbsdruck auf den Strom- und Gasmärkten. „Aber beim richtigen Umgang werden Herausforderungen zu Chancen“, so Manfred Siekmann.
Um das Unternehmen strategisch einerseits auf die kommenden Schwierigkeiten einzustellen und andererseits die Möglichkeiten erkennen und ergreifen zu können, haben die beiden Vorstände gemeinsam mit der gesamten Führungsmannschaft der SWG ein groß angelegtes Strategie-Projekt angestoßen: SWG 2015. Ziel des Projektes ist es, die Stadtwerke fit für die Zukunft zu machen. Denn auch in Zukunft möchte der Gießener Energie- und Wasserversorger für die Menschen in der Region leistungsfähig bleiben und der Partner in Sachen Energie, Wasser, Nahverkehr und Bäder sein.
Die 5 strategischen Ziele des Projekts SWG 2015:
1. profitabel wachsen
2. eigenständig entscheiden
3. nachhaltig den Wert des Unternehmens steigern
4. effizient und wettbewerbsfähig sein
5. strategisch sinnvolle Kooperationen eingehen.
En5: Energiedienstleistungen als neues Wachstumsfeld der SWG
Angesichts des sich rasant entwickelnden Wettbewerbs und dem sich daraus ergebenden Druck auf die Margen müssen die SWG neue gewinnbringende Geschäftsfelder finden, um die entstehenden Lücken zu schließen. Eines wurde im Rahmen des Projekts SWG 2015 schon ermittelt: Energiedienstleistungen für die Kundengruppe Wohnungsbaugesellschaften, Krankenhäuser, Kommunen, Landkreise und öffentliche Gebäude, Industriebetriebe und Wohnheime.
Beide Vorstände beabsichtigen eine Ver-triebsoffensive in ganz Hessen starten zu lassen, um hierfür Kunden zu gewinnen. „Gerade in Zeiten gestiegener Energiepreise kommt man um nennenswerte Verbrauchseinsparungen nicht umhin,“ kommentiert Paul die Chancen, „und deshalb wird unser Produkt sicherlich von vielen in Anspruch genommen werden. Auf diese Weise können die SWG nennenswertes Wachstum generieren. Das haben wir für die kommende Jahre geplant.“
Das Paket trägt den Namen En5 und besteht aus den einzelnen Dienstleistungen:
1. Erstanalyse
Bestandsaufnahme und Ermittlung des Energieverbrauchs beim Kunden.
2. Energie-Check
Analyse des Energieverbrauchs und Bewertung des Einsparpotenzials.
3. Effizienz-Modell
Erarbeitung eines technischen und eines betriebswirtschaftlichen Konzepts mit vertraglich zugesicherter Einspargarantie.
4. Energie
Umsetzung der vorgeschlagenen Lösungen inklusive Projektleitung und Energielieferung.
5. Erfolgsmessung
Nachweis der Effektivität aller Maßnahmen und kontinuierlicher Soll-Ist-Vergleich.