Ein Bilanzgewinn von 1,1 Mio. € ist das Ergebnis des Geschäftsjahres 2006 für die Stadtwerke Gießen AG (SWG). Gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der AG, Dr. Volker Kölb, zeigten sich die beiden Vorstände des Unternehmens, Manfred Siekmann und Reinhard Paul, auf der Bilanzpressekonferenz am 22. August mit diesem Ergebnis zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein gutes Ergebnis erzielen und unsere Erwartungen sogar leicht übertreffen konnten. So war das Jahr 2006 für uns zwar ein herausforderndes, aber auch ein erfolgreiches Jahr“, so Manfred Siekmann, Vorstandsvorsitzender der SWG.
Zu den Herausforderungen zählt Siekmann unter anderem den Druck auf die Umsatzerlöse durch die Regulierung der Netznutzungsentgelte, die Unbundling-Vorschriften des Energiewirtschaftsgesetzes, den Streit um die Wiedererteilung der Nahverkehrskonzessionen in Gießen sowie die breite öffentliche Diskussion um steigende Energiekosten.
Auch SWG-Konzern erfolgreich
Der Bilanzgewinn für den SWG-Konzern, zu dem neben der Muttergesellschaft Stadtwerke Gießen AG und den bisherigen Tochterunternehmen Heizkraftwerk Gießen GmbH, MIT.BUS GmbH und Elektrizitätswerk Hammermühle (EWH) Versorgungs GmbH seit 2006 auch die neu gegründete Netztochter Mittelhessen Netz GmbH (MIT.N GmbH) gehört, beträgt 1,4 Mio. €.
Gewinnverwendung
Vom Bilanzgewinn der SWG in Höhe von 1.133.513,66 € werden wie im vergangenen Jahr 1,0 Mio. € als Dividende an die Stadt Gießen als alleinige Aktionärin der SWG ausgeschüttet. Dr. Volker Kölb, SWG-Aufsichtsratsvorsitzender, freute sich: „Damit bleibt das Geld in der Region und kommt hier den Menschen zu Gute.“ 100.000 € werden in die Gewinnrücklagen eingestellt und die restlichen 33.513,66 € werden auf neue Rechnung vorgetragen.
Ergebnis vor allem geprägt von gestiegenen Bezugspreisen
Auch im Jahr 2006 hielt die Preis treibende Entwicklung auf den Energiebeschaffungsmärkten an. Als Folge mussten nicht nur die privaten Haushalte deutlich mehr für ihren Energieverbrauch bezahlen, auch für die SWG sind die Energiebeschaffungskosten nochmals deutlich angestiegen. Diese Entwicklung spiegelt sich deutlich in den Umsatzzahlen und im Materialaufwand der SWG wider. So sind auf der einen Seite die Umsatzerlöse der SWG ohne Strom- und Gassteuer um 30,8 % auf 244 Mio. € angestiegen. Demgegenüber steht ein Anstieg von 63 % auf 186,2 Mio. € bei den Aufwendungen für bezogene Waren, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe.
Besondere Projekte in 2006
- Auch Busse können jetzt Erdgas tanken
Erdgas als Kraftstoff ist umweltschonend und kostengünstig. Eine ideale Kombination nicht nur für PKW: Auch im Öffentlichen Personennahverkehr ist Erdgas als Kraftstoff bestens geeignet. Grund genug für die SWG, eine Erdgas-Tankmöglichkeit auch für Busse und LKW in Gießen zu schaffen. Am 29. Juni 2006 ging diese Tankanlage in Be-trieb. Parallel dazu hat die SWG-Nahverkehrs-tochter MIT.BUS GmbH in 2006 fünf neue Erdgas-Gelenkomnibusse angeschafft. Diese stoßen im Vergleich zu ihren dieselbetriebenen „Kollegen“ deutlich weniger Stickoxide, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe und Feinstaubpartikel aus. Im Stadtverkehr haben die Erdgasbusse noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie sind merklich leiser.
- Nahverkehr bleibt in Verantwortung der SWG
Im Mai 2007 haben die SWG vom Regierungspräsidium Gießen die Genehmigung erhalten, für weitere acht Jahre den Gießener Stadtbusverkehr zu betreiben. Manfred Siekmann: „Wir freuen uns auf dieses Aufgabe, die wir gemeinsam mit unserem Tochterunternehmen MIT.BUS GmbH mit viel Engagement wahrnehmen werden.“ Bis die Entscheidung des Regierungspräsidiums rechtlich unanfechtbar geworden ist, werden die SWG allerdings weiter auf der Basis einer einstweiligen Erlaubnis den Fahrdienst leisten müssen.
- Sanierung des Wasserwerks Queckborn
Im Jahr 2006 haben die SWG ihr traditionsreiches Wasserwerk Queckborn fit gemacht für die Zukunft. In nur acht Monaten wurde das Wasserwerk praktisch komplett saniert – und das im laufenden Betrieb.
- 150 Jahre Gasversorgung in Gießen
Das Jubiläum „150 Jahre Gasversorgung in Gießen“ haben die SWG in 2006 zum Anlass genommen, ihren Kunden in einer Reihe von Veranstaltungen zu zeigen, welche Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten Erdgas heute bietet. Ein Highlight war sicher das Fußballspiel von Borussia Dortmund gegen die SWG-Bezirksauswahl, das 6.000 begeisterte Zuschauer im Gießener Waldstadion verfolgten. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete das „SWG-Winterleuchten“, ein großer Jubiläumstag für die ganze Familie am 9. Dezember 2006 in den Hessenhallen. SWG-Vorstand Reinhard Paul: „Besonders das Jubiläum hat dafür gesorgt, dass mir das Jahr 2006 vor allem als ein Jahr der vielen positiven Begegnungen in Erinnerung bleiben wird. Ich möchte mich noch einmal bei allen Kundinnen und Kunden bedanken, die „150 Jahre Gasversorgung in Gießen“ mit uns gefeiert haben.“ „Unser Dank geht selbstverständlich auch an alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesem Jahr Enormes ge-leistet haben und auch an alle die Unternehmen in der Region, die Seite an Seite mit uns die vielen Aufgaben eines kommunalen Unternehmens bewältigen“ ergänzt Siekmann.
Ausblick 2007/2008
Im Jahr 2006 sind die erwarteten Senkungen der Strom- und Gasnetznutzungsentgelte ausgeblieben, da die Bundesnetzagentur im Bereich Strom und die Hessische Regulierungsbehörde im Bereich Gas die im Oktober 2005 (Strom) und am 31. Januar 2006 (Gas) gestellten Netzgeltanträge in 2006 nicht beschieden hat. Dennoch wurden vom hessischen Wirtschaftministerium angenommene Netznutzungsentgeltsenkungen im Strom-Privatkundenbereich wirksam.
Von der Bundesnetzagentur haben wir mittlerweile einen rechtsgültigen Bescheid. Er sieht eine rückwirkende Senkung der Netznutzungsentgelte um 11,39 % zum 1. Juni 2007 vor. Für den Gasbereich erwarten wir – nach entsprechenden Verhandlungen – einen Bescheid, der eine Senkung der Netznutzungsentgelte ab 1. September oder 1. Oktober 2007 um 13,2 % vorsieht.
Bei Strom und Gas steht außerdem für 2008 die zweite Netznutzungsentgelt-Festsetzung bevor. Die SWG erwarten als Folge dieser Entscheidung eine leichte Erhöhung der Netznutzungsentgelte sowohl im Strom- als auch im Gasbereich.
Gegenwärtig belegt Gießen einen Spitzenplatz im Hinblick auf die Versorgungssicherheit. Nur durchschnittlich 11,55 Minuten pro Jahr fällt im Netzgebiet der SWG-Tochter Mittelhessen Netz GmbH der Strom aus (zum Vergleich: der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 30 Minuten). Im europäischen Ausland ist die durchschnittliche Ausfallzeit sogar noch deutlich länger (z. B. Frankreich 57 Minuten, Großbritannien 87 Minuten und Spanien gar 124 Minuten pro Jahr).
SWG-Vorstandsvorsitzender Manfred Siekmann: „Wir meinen, dass Versorgungssicherheit für den Privat- und insbesondere den Industriekunden wichtiger ist als der letzte gesparte Euro. Wir werden deshalb alles daran setzen, einen möglichst hohen Grad an Versorgungssicherheit beizubehalten.“
Manfred Siekmann weiter: „Wir haben in den letzten Jahren nicht nur die nötigen Restrukturierungsmaßnahmen in Sachen Unbundling umgesetzt, sondern haben dieses auch als Chance genutzt, um unser Unternehmen in einigen Teilen neu und effektiver zu organisieren. Diesen Weg werden wir weiter gehen, um die Produktivität unseres Unternehmens zu steigern. In 2007 erwarten wir trotz witterungsbedingt niedrigerem Gas- und Fernwärme- sowie Nachtstromverkauf ein positives Betriebsergebnis.“