Experten sind sich einig: Zum Gelingen der Energiewende leistet die dezentrale Energieerzeugung einen entscheidenden Beitrag und das Engagement von Kommunen ist ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung. Um die ihnen vielfach zugeschriebene Vorbildfunktion zu übernehmen und als Vorreiter zu agieren, brauchen Städte und Gemeinden jedoch ausreichend Informationen zum Thema regenerative Energie und die entsprechenden Partner in den Regionen.
Auf dem neuesten Stand halten
Die Stadtwerke Gießen (SWG) übernehmen diese Rolle seit vielen Jahren und bringen Gemeindevertreter beim Kommunalen Umwelt-Treff regelmäßig auf den aktuellen Stand in puncto Energiewende und Energiemarkt – am Donnerstag, dem 27. September bereits zum 14. Mal. Auf der Agenda standen das Thema Biogas und seine Weiterverarbeitung zu Strom und Wärme. Während der vergangenen eineinhalb Jahre haben die SWG auf diesem Gebiet eine Menge Know-how aufgebaut. „Wir haben unsere Biogasanlage in Großen-Buseck von Anfang an auf maximale Effizienz getrimmt und das gesamte Projekt so angelegt, um daran lernen zu können erklärte Matthias Funk, Leiter der Abteilung Fernwärme und für das Projekt verantwortlich. Von den gemachten – durchweg positiven – Erfahrungen werden künftig auch andere Kommunen profitieren, die ähnliche Projekte umsetzen wollen.
Wie groß das Interesse in Sachen Biogas ist, belegt die Teilnehmerzahl beim Kommunalen Umwelt-Treff. Elf Energiebeauftragte, Umweltberater und andere Entscheidungsträger aus sieben umliegenden Städten und Gemeinden waren der Einladung in die Lahnstraße gefolgt.
Grünstrom aus Kraft-Wärme-Kopplung
Sie erfuhren unter anderem, dass Biogas aus der Region einer von vielen Bausteinen der SWG-Strategie ist, die Strom- und Wärmeproduktion aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie die Fernwärmeversorgung in Gießen und Mittelhessen auszubauen. Bereits vor 30 Jahren nahm das Unternehmen das erste Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb. Gegenüber der getrennten Strom- und Wärmeproduktion steigert KWK die Effizienz um etwa 40 Prozent. Mittlerweile betreiben die SWG insgesamt etwa hundert kleinere und große KWK-Anlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 30650 Kilowatt (kW) und einer thermischen Leistung von 63600 kW. Sie erzeugen 109 Millionen Kilowattstunden (kWh) des Stroms, den die Stadtwerke Gießen an ihre Kunden liefern – etwa 40 Prozent der Gesamtmenge. Die restlichen 60 Prozent erzeugen Wasserkraftwerke. „Damit erhalten Privatkunden schon heute ausschließlich ‚Giessener Grünstrom’ – vollkommen unabhängig vom gewählten Tarif oder Produkt. Jeder Privatkunde kann sich also sicher sein, dass in seinem Haushalt kein Strom ankommt, der in Atom- oder Kohlekraftwerken erzeugt wurde“, betonte Michael Rösner, Leiter Privat- und Gewerbekundenvertrieb bei den Stadtwerken Gießen, während des Kommunalen Umwelt-Treffs. Das Ziel des Unternehmens bis 2020 lautet, den Anteil der regional produzierten elektrischen Energie aus KWK auf 50 Prozent zu steigern.
Welch entscheidende Rolle dieser Ausbau im Zuge der Energiewende spielt, verdeutlichte Matthias Funk: „Im Hinblick auf die steigende volatile Produktion durch Windkraft und Fotovoltaik brauchen wir schnell regelbare konventionelle Erzeugungsleistung, um die Versorgung zu sichern –rund 0,8 kW für jedes kW aus EEG-Anlagen.“
Großes Interesse an Biogas
Die Kommunalvertreter erhielten einen Einblick, welches Potenzial Biogas in diesem Zusammenhang bietet und wie Städte, Gemeinden und die gesamte Region davon profitieren können. Vor Ort in Großen-Buseck konnten sie sich im Anschluss an die Vorträge selbst ein Bild machen und weitere Fragen stellen. „Die Veranstaltung hat gezeigt, dass eine Menge Informationsbedarf besteht. Zu unseren Aufgaben als regional verankertes Energieunternehmen zählt, diesem Bedarf gerecht zu werden – was wir bei den regelmäßigen Kommunalen Umwelt-Treffs tun“, unterstrich Michael Rösner.
Gemeinsam mit Gemeinden aus der Region wollen die Wärmeexperten der SWG auch in weiteren Projekten wie in Großen-Buseck die Energiewende vor Ort vorantreiben. „Wir sind immer auf der Suche nach Partnern, mit denen wir in Kooperationen viel bewegen können – großes Potenzial besteht“, versicherte Matthias Funk.