Ihrer Vorbildfunktion in puncto Energieeffizienz bei der Wärme- und Kälteversorgung von öffentlichen Gebäuden wird die Stadt Gießen mehr als gerecht. Das ist möglich dank des gut ausgebauten Wärmenetzes und der zahlreichen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die die Stadtwerke Gießen betreiben.
Das Beispiel Gießen belegt: Mit der richtigen Strategie sowie einer guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und kommunalem Energieversorger lassen sich die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Bundesregierung erreichen – und das sogar vorzeitig. Bereits 2011 deckten die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) der Stadtwerke Gießen (SWG) mehr als 50 Prozent des Energiebedarfs im städtischen Fernwärmenetz. Das Unternehmen erfüllte damit vorzeitig die Anforderungen des kurz zuvor novellierten Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes. „2012 speisten unsere KWK-Anlagen 65 Prozent der insgesamt benötigten Wärme ins Netz ein, weitere 15 Prozent stammten aus unseren Biomasseanlagen und der Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage, der TREA“, fasst Matthias Funk, Leiter der Wärmeversorgung bei den SWG, zusammen.
Vorteil dieses Anlagenparks, zu dem unter anderem fast 40 kleine und größere Blockheizkraftwerke zählen: ein geringer „Primärenergiefaktor“, der für das Verhältnis von eingesetzter Primärenergie zur abgegebenen Endenergie steht. Ein niedriger Primärenergiefaktor zeichnet die umweltschonende und effiziente Strom- beziehungsweise Wärmeerzeugung aus. Im Gießener Fernwärmenetz beträgt er aktuell rund 0,41. Zum Vergleich: Ein gewöhnlicher Erdgasheizkessel liegt mit 1,1 erheblich darüber. „Der hervorragende Wert in Gießen verdeutlicht die Vorzüge der KWK – also der kombinierten Produktion von Wärme und Strom. Da wir die Kraft-Wärme-Kopplung kontinuierlich ausbauen und stetig in moderne Anlagen investieren, wird der hiesige Primärenergiefaktor in naher Zukunft weiter sinken und sich bei nahezu null einpendeln“, verspricht Matthias Funk.
Gute Bilanz zugunsten des Klimas
Als Contractingpartner der SWG versorgt die Stadt Gießen eine Großzahl ihrer Gebäude über das Fernwärmenetz und profitiert auf diese Weise von der klimaschonenden Energie. „Wir möchten in unseren Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen und suchen stets nach umweltfreundlichen Energielösungen. In dieser Hinsicht haben wir gemeinsam mit den Stadtwerken bereits eine Menge erreicht“, erklärt Stadträtin Astrid Eibelshäuser.
Die Zahlen belegen, was die Kooperation möglich macht: Gegenüber einer konventionellen Wärme- und Stromerzeugung konnte die Kommune ihren CO2-Ausstoß allein 2012 um rund 1300 Tonnen reduzieren. „Für uns ist es ein Glücksfall, direkt vor Ort mit einem zukunftsorientierten Energieexperten wie den Stadtwerken zusammenzuarbeiten – ein Unternehmen, das seit Jahrzehnten ins Fernwärmenetz sowie die KWK investiert und damit eine wegweisende Strategie verfolgt“, freut sich Gießens Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich.
In puncto Klimaschutz zeigt die konsequente Zusammenarbeit zwischen Stadt und SWG auch beim neuen Stadthaus, was mithilfe moderner Lösungen möglich ist. Der Gebäudekomplex zeichnet sich nicht nur durch eine effiziente Wärmeversorgung aus, sondern verfügt ebenfalls über eine fortschrittliche Klimatisierung – die geothermische Kühlung in Kombination mit Absorptionskälte. Hinter Letzterer steht das Prinzip „Kälte aus Wärme“. Eine sogenannte Absorptionskältemaschine nutzt die Energie aus dem Wärmenetz, um die öffentlichen Liegenschaften rund um den Berliner Platz zu klimatisieren. „In unserem Kundenzentrum kommt diese Technik ebenfalls zum Einsatz – genauso wie bei manchem Industriebetrieb in der Stadt“, erklärt Matthias Funk und weist darauf hin: „Kostengünstige, klimaschonende Wärme und Kälte im Stadtgebiet, für all dies bilden unser Verbundnetz und eine Vielzahl entsprechender Anlagen die Voraussetzungen.“