Ein großer Schritt für die Energiewende

Vor wenigen Tagen nahmen die Stadtwerke Gießen den ersten Anlagenteil ihrer zweiten Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA 2) in Betrieb – nach nur 16 Monaten Bauzeit. Die moderne Anlage produziert ab sofort auf klimaschonende Weise gleichzeitig Wärme und Strom. Ein Meilenstein für die Energiewende in Gießen und der gesamten Region.

Seit 2010 produziert die Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage, kurz TREA, aus Abfällen Heizenergie für das Gießener Wärmenetz. Die Anlage hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die mittelhessische Universitätsstadt heute in Sachen klimaschonende Energieversorgung zu den Vorreitern gehört. Ein Erfolg, an den die Stadtwerke Gießen (SWG) mit der TREA 2 anknüpfen. Am 6. Dezember ging der erste Teil des Kraftwerks in Betrieb. Während die Festbrennstofflinie voraussichtlich zum Ende des kommenden Jahres in Betrieb gehen soll, laufen die beiden Blockheizkraftwerke (BHKW) bereits jetzt vollumfänglich.
Neben Wärme produziert die TREA 2 – anders als die TREA 1 – auch Strom. Die Ingenieure haben das ursprüngliche Funktionsprinzip weiterentwickelt und dabei Pionierarbeit geleistet. Größte Herausforderung: Die Temperaturen, die bei der Verbrennung des mittelkalorischen Abfalls entstehen, reichen nicht aus, um einen Generator anzutreiben. Zwei BHKW übernehmen daher die nötige Temperatursteigerung. Die Abgase dieser effizienten Aggregate sind so heiß, dass sie den Dampf auf über 350 Grad Celsius erhitzen – genug für die Stromproduktion.

Strom und Wärme für Tausende Haushalte
Matthias Fink, Leiter der Abteilung Wärmeversorgung bei den SWG, hebt einen der wesentlichen Vorteile der TREA 2 hervor: „Die Gesamtanlage ist extrem variabel. Wir können sie im Bereich von 1,3 bis 5,5 Megawatt elektrische Leistung fahren und damit flexibel auf den jeweiligen Strombedarf beziehungsweise die aktuelle Marktsituation reagieren.“ Auf Basis der Erfahrungen mit der ersten TREA und mit den BHKW-Modulen rechnet Matthias Fink mit einer Jahreslaufleistung von etwa 7400 Stunden. Damit würde die TREA 2 den Wärmebedarf von bis zu 4200 Einfamilienhäusern und den Strombedarf von rund 13.500 Durchschnittshaushalten decken. Zahlen die belegen: Die TREA 2 bringt die Energiewende in Gießen einen weiteren großen Schritt voran.

Rundum saubere Energie

Mit der TREA 2 erhöhen die SWG ihre Strom-Eigenerzeugung von CO2-neutralem Strom auf jährlich 180.000 Megawattstunden. Darüber hinaus wird die direkt neben der ersten TREA entstehende Anlage künftig 17 Prozent der im SWG-Netz benötigten Wärme bereitstellen. Das hat einen positiven Einfluss auf die ohnehin schon hervorragende Umweltbilanz der SWG-Fernwärme. Matthias Fink geht davon aus, der aktuelle bereits sehr gute Primärenergiefaktor von 0,28 auf deutlich unter 0,2 sinken wird. Der Primärenergiefaktor steht für das Verhältnis von eingesetzten fossilen Energieträgern zur damit produzierten Wärme. Das bedeutet: Künftig benötigen die SWG weniger als 0,2 Kilowattstunden Erdgas oder Heizöl, um eine Kilowattstunde Wärme zu produzieren.
Gleichzeitig erfüllt die TREA 2 sämtliche aktuellen Anforderungen in Sachen Umweltschutz – und zwar über Gebühr. Die festen Verbrennungsrückstände sind frei von Giften und lassen sich im Straßenbau einsetzen. Aufwendige Abgasreinigungstechnik sorgt wie bereits in der TREA 1 dafür, dass keine gefährlichen Schadstoffe über den Kamin in die Umwelt gelangen. Im Gegenteil, sie erspart der Umwelt jährlich 28.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid und der Brennstoff – aufbereiteter Abfall – stammt Region stammt.

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