2013 legten die Stadtwerke Gießen beim Strom-, Gas- und Wärmeabsatz erneut zu. Damit konnte das Unternehmen die sehr gute Bilanz des Vorjahres nochmals übertreffen. Basis des Erfolgs im Jubiläumsjahr: die langfristige Strategie, Investitionen während der vergangenen Jahrzehnte und innovative Dienstleistungen. Diese Bausteine sollen auch künftig das Fundament für die weitere Entwicklung bilden.
2013, das Jubiläumsjahr der Stadtwerke Gießen (SWG), war in jeglicher Hinsicht ein Erfolg – das belegen auch die Zahlen, die am 25. Juli während der Bilanzpressekonferenz präsentiert wurden. Bei den Stadtwerken Gießen AG betrug der Überschuss 7,3 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von rund 1,5 Millionen Euro. Ebenso positiv: das Jahresergebnis des SWG-Konzerns. Es lag 2013 bei rund 9,6 Millionen Euro und damit nochmals rund 2 Millionen Euro über dem Rekord aus dem Vorjahr. An den einzigen Anteilseigner der SWG, die Stadt Gießen, schüttet das Unternehmen 2,5 Millionen Euro aus.Als sie die Zahlen am vergangenen Freitag vorstellten, zeigten sich die Aufsichtsratsvorsitzende Astrid Eibelshäuser sowie die beiden SWG-Vorstände Manfred Siekmann und Reinhard Paul äußerst zufrieden. „Ein extrem langer Winter, der sich bis in den April hineinzog, trug unter anderem dazu bei, dass der Gas- und Wärmeabsatz im Vergleich zu 2012 stieg.
Nicht zu vernachlässigen sind jedoch auch die Vertriebserfolge im Jahr 2013 – bei den Privatkunden und den Geschäftskunden“, erläuterte Manfred Siekmann. Zu Letzteren zählen beispielsweise Unternehmen mit einem Erdgasverbrauch von weit über 10 Millionen Kilowattstunden. Insgesamt lag der Gasabsatz 2013 bei rund 1382,1 Gigawattstunden (GWh) – der Wärmeabsatz bei 432,6 GWh. Für die Fernwärme entspricht das einem Zuwachs von 33,5 GWh oder 8,4 Prozent.„Genauso erfreulich ist das Ergebnis in Sachen Stromabsatz, das sich ähnlich erklären lässt“, sagte Reinhard Paul und verwies darauf: „Unsere Einkaufsstrategie überzeugt hier in der Region und viele Abnehmer weit außerhalb des angestammten Netzgebiets. So beliefern wir seit dem vergangenen Jahr beispielsweise das Max-Planck-Institut in Garching mit elektrischer Energie.“ Im Vergleich zum Vorjahr kletterte der Stromabsatz 2013 um 121,7 GWh auf 1588,4 GWh – ein Zuwachs von rund 8,3 Prozent.
Erfolgsfaktor Energiedienstleistungen
Neben dem reinen Absatz von Strom und Erdgas trägt bei den SWG seit einigen Jahren auch ein weiteres Geschäftsfeld zum Erfolg bei – die Energiedienstleistungen mit dem Namen „En5“. „Innovative Dienstleistungen zählen heute ganz selbstverständlich zu unserem Portfolio. Die Zeiten, in denen wir lediglich Energie verkauft haben, gehören längst der Vergangenheit an“, betonte Manfred Siekmann. Seit seiner Gründung 2009 hat sich das Geschäftsfeld „En5“ etabliert – regional und überregional. Allein 2013 konnten die Stadtwerke Gießen 25 neue Kunden, überwiegend aus dem gewerblichen Bereich, gewinnen. Darunter beispielsweise die Bauverein Darmstadt AG, für die die SWG eine moderne Wärmeversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eingerichtet haben. 60 Wohnungen in Gießen beziehen seither klimafreundliche Energie aus einem Blockheizkraftwerk.2013 bewerteten die beiden Vorstände und Astrid Eibelshäuser jedoch nicht nur aufgrund der vorgestellten Absatzzahlen und Vertriebserfolge sehr positiv. Auch das 75-jährige Jubiläum der SWG trug zu diesem Bild bei. „Wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wir an das vergangene Jahr denken, dann machen wir das mit Stolz und einem zufriedenen Lächeln“, versicherte Reinhard Paul. Ein bedeutender Meilenstein: die 75 guten Taten, bei denen sich die SWG für Vereine, soziale und kulturelle Einrichtungen sowie Institutionen in Gießen und der Region stark gemacht haben. „Der größte Dank muss an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vielen Helfer gehen, die sich engagierten, um diese Aktionen zu einem solchen Erfolg zu führen“, unterstrich Manfred Siekmann.
Rückenwind für künftige Herausforderungen
„Der positive Blick zurück sollte motivieren, den eingeschlagenen Kurs auch künftig konsequent zu verfolgen, zugleich aber schon heute die Weichen für die Zukunft zu stellen und die strategische Ausrichtung immer wieder neu zu justieren“, merkte Reinhard Paul an. „Genau dies haben wir im vergangenen Jahr in Angriff genommen“, ergänzte Manfred Siekmann.Ihre Unternehmensstrategie „SWG 2015“ entwickelten die Stadtwerke Gießen unter dem Namen „SWG 2020“ weiter. Das Ziel ist klar formuliert: den derzeitigen Rückenwind nutzen, um die SWG für künftige Herausforderungen zu rüsten. Dazu zählen unter anderem eine fortschrittliche Organisations- und Mitarbeiterstrategie, eine moderne Nahverkehrsstrategie, eine Netzstrategie, die den Anforderungen der Energiewende gerecht wird, und eine Fortführung der Ausbaustrategie auf den erfolgreichen Feldern Fernwärmeausbau, dezentrale Energieversorgung sowie Energiedienstleistungen. Bei Letzterem gewinnt beispielsweise das Thema Energiemanagementsysteme zunehmend an Relevanz. Ein entsprechendes Produkt will das Unternehmen noch in diesem Jahr auf den Markt bringen, um Industrie und Gewerbe beim nachhaltigen Wirtschaften zu unterstützen.„Wie sich die aktuellen Aufgaben meistern und die Hürden der kommenden Jahre überwinden lassen, das kann seit Ende 2013 jeder nachlesen – in einem Buch von zwei Autoren aus unserem Hause“, sagte Reinhard Paul. In „Ein Stadtwerk stemmt die Energiewende“ beschreiben SWG-Unternehmenssprecherin Ina Weller und Matthias Funk, Leiter der SWG-Wärmeversorgung, den visionären und zugleich praktischen Ansatz des Unternehmens. Im Zentrum steht die dezentrale Erzeugung in hocheffizienten KWK-Anlagen und die Nutzung der thermischen Energie.
Grünstrom für Gießen und die Region
Bis 2020 sollen rund 50 Prozent des „Gießener Grünstroms“, den die SWG an Privathaushalte liefern, aus KWK-Anlagen stammen. Eine Marke, die keineswegs zu hoch gesteckt ist. Denn schon heute erreichen die Stadtwerke Gießen einen Wert von rund 40 Prozent. Damit zählt das Unternehmen deutschlandweit zu den Vorreitern. Zu diesem Erfolg führte ein Weg, den die SWG bereits vor etwa drei Jahrzehnten eingeschlagen haben, wie Reinhard Paul erläuterte: „Das Konzept, das heute als modern und zukunftsfähig gilt, setzen wir schon seit den frühen 1980er-Jahren um. Damals ging das erste Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb und die Zahl der KWK-Anlagen wuchs in der Zwischenzeit stetig.“Für besonders wichtig hält Reinhard Paul, dass die SWG ihre Ausbaustrategie auf mehreren Säulen errichten. „Wir setzen auf einen Mix aus vielen kleineren KWK-Anlagen im gesamten Stadtgebiet, auf Großanlagen wie die Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieversorgungsanlage (TREA) und auf zukunftsweisende Meilensteine wie die Biogasanlage in Heuchelheim“, zählte Reinhard Paul auf. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für eine TREA II. Sie soll dazu beitragen, den Anteil an klimaschonend erzeugter Energie in Gießen in einem Schritt deutlich anzuheben. Die Biogasanlage in Heuchelheim produziert hingegen schon seit Ende 2013 Grünstrom für etwa 600 Haushalte und Wärme für rund 160 Einfamilienhäuser. „Ein Vorzeigeprojekt, das belegt: Hier in der Region kann Großes entstehen, wenn Experten gut zusammenarbeiten.“ Bei der Konzeption der Biogasanlage kooperierten die Stadtwerke Gießen unter anderem mit der Technischen Hochschule Mittelhessen. Diese Partnerschaft trug dazu bei, die Gärprozesse so weit zu optimieren, dass die Anlage zu den effizientesten ihrer Klasse in ganz Deutschland gehört.
Klimaschonend – im Kleinen wie im Großen
Ihre KWK-Erfahrung und das Fachwissen in puncto Wärmenetze bringen die SWG regelmäßig auch bei Projekten in der gesamten Region ein. So errichtete das Unternehmen bis heute Wärmenetze und Heizzentralen in mehreren Kommunen – darunter Städte und Gemeinden im Landkreis Gießen und im Wetteraukreis. Und auch weit über die Grenzen Mittelhessens hinaus macht das Konzept Schule. 2014 übernahmen die Stadtwerke Gießen die Heizzentrale eines Neubaugebiets im sächsischen Pulsen. „Auf unserem Weg sind wir während der vergangenen Jahre unzählige Schritte vorangekommen“, sagte Reinhard Paul. Sein Vorstandskollege Manfred Siekmann fügte hinzu: „Ich bin stolz, was wir bis hierhin geleistet haben. Persönlich bedanke ich mich bei allen, die jeden Tag dazu beitragen, dass ich das Ruder in einigen Monaten beruhigt in andere Hände übergeben kann.“Ende November 2014 wird Manfred Siekmann in den Ruhestand gehen. Seine Nachfolge tritt der Diplom-Wirtschaftsingenieur Jens Schmidt an – aktuell Geschäftsführer bei der RWE Netzservice GmbH in Siegen.