Fernwärme für den oberen Seltersweg

Anfang Mai beginnen die Stadtwerke Gießen, im Seltersweg zwischen der Westanlage und der Goethestraße Fernwärmeleitungen zu verlegen.

 

 

In großen Bereichen der Gießener Innenstadt ist schon seit vielen Jahren Fernwärme verfügbar. Tatsächlich haben die Stadtwerke Gießen (SWG) bereits in den 1980er-Jahren damit begonnen, das dafür nötige Netz aufzubauen. Immer mit dem klaren Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und gleichzeitig klimaschädliche Emissionen zu verringern.

 

Am 6. Mai geht der Ausbau des innerstädtischen Fernwärmenetzes weiter. „Die Erschließung des letzten Teilstücks des Selterswegs zwischen der Westanlage und der Goethestraße steht schon länger auf unserer Agenda“, erklärt Matthias Funk, Technischer Vorstand der SWG. Doch bislang waren die nötigen Voraussetzungen für ein solches Projekt nicht erfüllt. Zwar kamen immer wieder Anfragen nach der komfortablen und umweltschonenden Wärmeversorgung, aber nicht in einer Größenordnung, die den Aufwand gerechtfertigt hätte. „Aufwand bezieht sich hierbei sowohl auf die Kosten für den Bau der Leitungen als auch auf die Beeinträchtigungen durch die nötigen Arbeiten in der Gießener Fußgängerzone“, präzisiert Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG.

 

Starke Nachfrage

Genau dieses Verhältnis von Aufwand zu Nutzen hat sich jetzt entscheidend verändert. Auslöser war die konkrete Anfrage eines Anliegers, der seine Immobilie saniert und wegen eines Fernwärmeanschlusses bei den SWG vorstellig wurde. In seinem Wohn- und Geschäftshaus entstehen eine Teil-Niederlassung der Universitätsbibliothek und eine KITA. Weil die ansässigen Gebäudeeigentümer im BID, dem Business-Improvement-District, organisiert sind, sprach sich das schnell herum. „Wir vernehmen bei unseren Mitgliedern ein großes Interesse an Fernwärme – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen“, bringt es Heinz-Jörg Ebert, Vorsitzender des BID Seltersweg, auf den Punkt. Aus Sicht des BID sprechen viele Gründe für diese Form der Wärmeversorgung. „Der Umweltaspekt und die Frage nach einer dauerhaft tragfähigen Lösung spielen für uns eine extrem wichtige Rolle“, weiß Markus Pfeffer, Geschäftsführer des BID Seltersweg, und ergänzt: „Speziell bei gewerblichen Mietern rückt die CO2-Bilanz immer stärker in den Fokus. Wer auf Fernwärme setzt, kann dieses Thema als erledigt abhaken.“ Insgesamt haben 14 Eigentümerinnen und Eigentümer einen Fernwärmeanschluss bestellt – mehr als die Hälfte der Anliegerinnen und Anlieger im Seltersweg zwischen Goethestraße und Westanlage. „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere hinzukommen“, sagt Jens Schmidt.

 

„Mit dem Ausbau machen die SWG in allen Gebäuden auf der Gießener Einkaufsmeile – vom Selterstor bis zum Marktplatz – eine sicherere und klimafreundlichere Wärmeversorgung verfügbar, was den Seltersweg durchaus aufwertet. Eine Entwicklung, die der BID begrüßt“, erklärt Heinz-Jörg Ebert. Auch Bürgermeister Alexander Wright – zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der SWG – wertet den Ausbau als Investition in die Zukunft des Selterswegs. „Damit werden Rahmenbedingungen geschaffen, die die Einkaufsmeile insgesamt, aber auch das Umfeld des oberen Selterswegs aufwerten und zukunftsfähig machen“, so Alexander Wright. Der Bürgermeister erinnert daran, dass mit dem gerade bekannt gegebenen Erhalt der Gießener Karstadt-Filiale bereits ein deutliches Zeichen für den Seltersweg gesetzt worden sei. Der Fernwärme-Ausbau unterstütze dies.

 

Was genau passiert?

Am 6. Mai beginnt das Gießener Unternehmen Faber & Schnepp damit, im Auftrag der SWG den für die neuen Leitungen nötigen Graben zwischen der Wolkengasse und der Kinogasse auszuheben. „Wir haben das Projekt in drei Bauabschnitte aufgeteilt“, beschreibt Matthias Funk das Vorgehen. In der zweiten Phase arbeiten sich die SWG von der Kinogasse in Richtung Westanlage vor. Zum Schluss folgt das Stück von der Wolkengasse bis zur Goethestraße. „Wir sprechen von rund 250 Trassenmetern und entsprechend 500 Metern Rohrleitung“, erläutert Matthias Funk den Umfang der Bauarbeiten.

Für den Anschluss des neuen Abschnitts des Selterswegs an das bestehende Netz nutzen die SWG eine bereits vorhandene Leitung, die bislang nur bis zur Einmündung der Wolkengasse reicht. Auch in der Goethestraße liegen bereits Wärmeleitungen. Folgerichtig entsteht mit dem letzten Bauabschnitt ein sogenannter Ringschluss, was aus Gründen der Versorgungssicherheit durchaus erstrebenswert ist. „Ein Ringschluss bietet die Option, ein Areal von zwei Seiten aus zu beliefern. Das erweist sich vor allem in einem Schadensfall als extrem hilfreich“, erklärt Matthias Funk den entscheidenden Vorteil. 

 

Was kommt in die Straße?

Die SWG lassen zwei Rohrstränge mit einem Innendurchmesser von 150 Millimetern verlegen. Wegen der starken Isolierung beträgt der Außendurchmesser 250 Millimeter. Selbstverständlich haben die Wärmefachleute der SWG bei allen anderen Gewerken im Haus nachgefragt, ob absehbar Arbeiten im Seltersweg anstehen. „Zusätzlich zu den Wärmeleitungen kommen auch Leerrohre mit in die Straße“, erklärt Jens Schmidt. Und im dritten Bauabschnitt nutzen die SWG die Arbeiten, um ein altes Mittelspannungskabel auszutauschen. 

 

Nur drei Monate

Der Zeitplan sieht vor, all dies in drei Monaten fertigzustellen, damit die Vorbereitungen für das Stadtfest rechtzeitig starten können. Um dies zu gewährleisten, sind die Verantwortlichen der SWG mit Faber & Schnepp, den mitwirkenden Ämtern der Stadt Gießen und dem BID Seltersweg in engem und regem Austausch. Bei diesen Treffen geht es aber nicht nur um Termine, sondern auch um andere wichtige Aspekte – etwa den Zugang zu den Ladenlokalen. „Für Kundinnen und Kunden bleiben alle Geschäfte im Seltersweg während der gesamten Bauzeit erreichbar“, freut sich Heinz-Jörg Ebert. Tatsächlich setzen die SWG alles daran, die zwangsläufig mit den Arbeiten verbundenen Einschränkungen, so gering wie möglich zu halten.

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