Gut aufgestellt in die Zukunft

Die SWG-Aufsichtsratsvorsitzende Astrid Eibelshäuser sowie die beiden SWG-Vorstände Matthias Funk (Mitte) und Jens Schmidt konnten eine erfreuliche Bilanz für das Geschäftsjahr 2018 vorstellen.

Energiewende und Digitalisierung – diese beiden großen Themen standen bei den Stadtwerken Gießen auch 2018 ganz oben auf der Agenda. Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 19. Juni warfen die Verantwortlichen einen Blick auf die vergangenen zwölf Monate. Außerdem skizzierten sie, wie sich der Wandel vom reinen Energieversorger zum Dienstleister für Energie und Lebensqualität im kommenden Jahr weiter vollziehen wird.

Die Energiebranche befindet sich im Umbruch. Zahlreiche Herausforderungen – etwa die voranschreitende Energiewende, die zunehmende Digitalisierung und die nicht immer ganz klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen – erfordern gleichermaßen innovative wie flexible Lösungen jenseits des Mainstreams. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, haben die Stadtwerke Gießen (SWG) auch im abgelaufenen Geschäftsjahr unter Beweis gestellt. Folgerichtig konnten die Vorsitzende des Aufsichtsrats Astrid Eibelshäuser sowie der technische Vorstand Matthias Funk und der kaufmännische Vorstand Jens Schmidt auf der Bilanzpressekonferenz am 19. Juni ein erfreuliches Ergebnis präsentieren und positive Zahlen für 2018 vorlegen: Trotz der nach wie vor schwierigen Situation auf dem Energiemarkt haben die SWG ein Unternehmensergebnis mit einem Gewinn von rund 2,9 Millionen Euro erwirtschaftet, der nahezu konstant im Vergleich zum Vorjahr ist. An ihre Eigentümerin, die Stadt Gießen, schütten die Stadtwerke Gießen wie in den letzten Jahren 2,5 Millionen Euro aus. Eine weitere Zahl unterstreicht den Erfolg der SWG: „Von jedem eingenommenen Euro bleiben 29 Cent in der Region“, freut sich Astrid Eibelshäuser.

Strom mit Umsatzplus – Gas leicht rückläufig

Der Stromabsatz kletterte von 1.451 (2017) auf  1.597 Gigawattstunden (GWh), der Brutto-Umsatzerlös stieg in diesem Segment um 7 Prozent von 233 auf 251 Millionen Euro. Im Erdgassektor gab es im Jahr 2018 hingegen erneut einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Der Absatz sank von 1.233 GWh auf 1.186 GWh. Das spiegelt sich in einem etwas geringeren Umsatz von 48 Millionen Euro wider – 4 Prozent beziehungsweise 2 Millionen Euro weniger als 2017. Wesentlicher Einflussfaktor waren dabei die hohen Temperaturen in 2018.
Der Absatz im Geschäftsbereich Wärme war ebenfalls minimal rückläufig. Er lag bei 447 GWh und ging somit um etwa 1 Prozent zurück – verglichen mit 2017. Der Umsatz in dieser Sparte sank um etwa 1 Million Euro von 37 auf 36 Millionen Euro.
Wasser konnten die SWG – aufgrund des Jahrhundertsommers – deutlich mehr verkaufen als im Vorjahr. Der Absatz stieg von 3,8 Millionen Kubikmetern auf 4,16 Millionen Kubikmeter. Die Investitionen gingen 2018 durch Fertigstellung der TREA 2 leicht zurück. Sie beliefen sich auf dem immer noch hohen Niveau von rund 18,8 Millionen Euro.

Sicherheit und Wachstum
Versorgungsunternehmen wie die SWG rechnen bei Investitionen üblicherweise in Dekaden. Deshalb stehen immer wieder große Neuerungen an. So konnten die SWG 2018 ihre neue Verbundnetzleitstelle offiziell in Betrieb nehmen. Ein enormes Plus für die ohnehin schon hohe Versorgungssicherheit. Seit Ende 2018 lassen sich alle Netze – also Strom-, Erdgas-, Wärme- und Wassernetze – von einer zentralen Leitwarte aus überwachen und steuern. Das bietet mehrere Vorteile, vor allem, was die Personalplanung angeht. Darüber hinaus bereiten sich die SWG mit der neuen Leitstelle und der damit verbundenen neuen Organisation auf den zu erwartenden Mehraufwand vor. „Immer mehr volatiler Strom aus Wind und Sonne bei gleichzeitig zunehmenden Wetterextremen bedeutet in einer Netzleitstelle deutlich mehr korrigierende Eingriffe“, bringt es Matthias Funk auf den Punkt. „Auch dafür sind wir jetzt optimal aufgestellt.“ Die Einrichtung der zentralen Verbundnetzleitstelle erhöht aber nicht nur die Versorgungssicherheit. „Sie ermöglicht es uns auch, Netzüberwachung und –steuerung künftig als Dienstleistung anzubieten“, erklärt Jens Schmidt. Und weil vor allem kleine Stadtwerke den finanziellen Aufwand für ein so komplexes Steuersystem nicht stemmen können, stehen die Zeichen auf Wachstum.

Erdgas für die nächsten Jahrzehnte

Ein weiteres großes Projekt aus 2018 erstreckt sich ins aktuelle Jahr: die Umstellung von L- auf H-Gas. Grund dafür ist die Ankündigung der Niederlande, ab 2032 kein Erdgas mehr zu exportieren. Aus dieser Region gelangt bislang noch L-Gas – L steht für low calorific, also mit niedrigem Brennwert – zu Millionen Kunden im Westen Deutschlands. Auch zu denen, die im Netzgebiet der SWG-Netztochter Mittelhessen Netz (MIT.N) leben. Bevor all diese Geräte das dann ausschließlich zur Verfügung stehende H-Gas verarbeiten können (H steht für high calorific), bedarf es einer Prüfung jeder einzelnen Anlage und gegebenenfalls einer Anpassung. „Wir haben uns entschieden, anders vorzugehen als die Mitbewerber“, erklärt Matthias Funk. Tatsächlich arbeitet die MIT.N, die für das Mammutprojekt zuständig ist, mit regionalen Partnerbetrieben zusammen. Das bietet aus Sicht der Verantwortlichen mehrere Vorteile: „Weil der MIT.N in dieser Konstellation die Projektleitung obliegt, erfahren die damit befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr schnell, wenn es an der einen oder anderen Stelle hakt und können sofort reagieren“, führt Matthias Funk weiter aus. Und sein Kollege Jens Schmidt ergänzt: „Zudem halten wir dank dieser sehr gut funktionierenden Kooperation auch die Wertschöpfung in der Region. Das war uns ein wichtiges Anliegen und damit ein zentrales Argument für unsere Entscheidung.“
Tatsächlich ist die Erfassung der weit über 30.000 Gasgeräte abgeschlossen. Derzeit arbeiten die Teams daran, die Anlagen fit für die neue Gasqualität zu machen. Erste Anpassungen konnten die Techniker bereits vornehmen. Aber das Gros der Umrüstungen, bei denen etwa Düsen oder Steuerplatinen ausgetauscht werden, kann erst kurz vor dem tatsächlichen Umschalttermin passieren. „Im September steht die Umschaltung in Staufenberg an. Ich gehe davon aus, dass hier alles reibungslos abläuft“, erklärt Matthias Funk.

Noch mehr umweltschonende Energie

Ein weiteres, bereits vor drei Jahren angestoßenes Projekt konnten die SWG 2019 abschließen: Mit der TREA 2 ging ein wahrscheinlich weltweit einzigartiges Heizkraftwerk in Betrieb. Zumindest teilweise. „Wir kämpfen noch mit kleineren technischen Problemen. Aber ich gehe davon aus, dass wir die bis zum Beginn der Heizperiode gelöst haben“, erklärt Matthias Funk.
Die Besonderheit der wegweisenden Anlage liegt in der schlauen Kombination verschiedener, bereits etablierter Techniken. „Wir haben die bewährte Müllverbrennung aus der TREA 1 im Detail verbessert und um zwei erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke ergänzt“, führt Matthias Funk aus. Dieser technische Kniff bietet zwei wichtige Vorteile: Zum einen ermöglicht das heiße Abgas der BHKW die hohen Dampftemperaturen, die es zur Stromerzeugung braucht. Zum anderen macht die Verbindung von drei getrennten Wärmeerzeugern die Anlage hochflexibel. „Wir können die TREA 2 im Bereich von 1,3 bis 5,6 Megawatt elektrische Leistung fahren. So sind wir in der Lage, auf den momentanen Strombedarf oder auf die aktuelle Marktsituation zu reagieren“, freut sich Matthias Funk.
Läuft die neue Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage wie geplant, gehen die SWG-Ingenieure von einer Jahreslaufleistung von 7.400 Stunden aus. „Damit deckt die TREA 2 den Wärmebedarf von bis zu 3.300 Einfamilienhäusern und den Strombedarf von rund 10.000 Durchschnittshaushalten“, ergänzt Jens Schmidt.

Mit Fabius lernen

Seit Ende 2018 machen die SWG Grundschulen in Gießen und der Region ein ganz besonderes Angebot: Der Drache Fabius kommt zusammen mit Clown Ichmael zu Besuch. Aber nicht nur, um Späße zu machen, sondern um wichtige Inhalte zu vermitteln. „Im ersten Schritt haben wir ein Programm zum Thema Trinkwasser entwickelt“, erklärt Ina Weller, Unternehmenssprecherin der SWG. Das kommt sehr gut an – sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrerinnen und Lehrern. Alle Termine bis Ende 2019 sind bereits ausgebucht. Für die nächsten Jahre planen die SWG weitere Programme zu den Themen Strom und Wärme.

Gießen in der Hosentasche

Als hier ansässiges und verwurzeltes Unternehmen haben die SWG ein besonderes Interesse daran, dass die Region prosperiert. Deshalb engagiert sich der lokale Energieversorger für die Gießen App. Das praktische Tool fürs Smartphone hält mehrere nützliche Services für seine Nutzer bereit – etwa Veranstaltungstermine, Dienstleistungsangebote, Freizeittipps, Kontaktdaten von Ansprechpartnern in Ämtern und zudem jede Menge Vergünstigungen. Die SWG unterhalten einen eigenen Bereich in der Gießen App. Hier besteht die Möglichkeit, Zählerstände durchzugeben oder Verträge einzusehen. „Die SWG-Bonuswelt kommt gut an“, weiß Jens Schmidt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn in ihrer Bonuswelt halten die SWG wechselnde, exklusive Mehrwertangebote für ihre Kunden bereit – beispielsweise rabattierte Angebote für die Bäder oder die Sauna.

Nah am Kunden

Stichwort App. Weil kaum eine App so oft genutzt wird wie WhatsApp, haben die SWG entschieden, diesen Kanal für die Kommunikation mit ihren Kunden zu nutzen. „Der beliebte Messenger-Dienst eignet sich bestens, um verschiedene Angelegenheiten bequem vom Smartphone aus zu erledigen oder Sachverhalte zu erfragen. Da war es für uns nur konsequent, unseren Kunden auch diese Option anzubieten, wenn sie mit uns Kontakt aufnehmen möchten“, begründet Jens Schmidt die Einführung.  
Als besonders beliebt hat sich die Durchgabe von Zählerständen via WhatsApp erwiesen. Denn es genügt, mit dem Handy ein Foto des Zählers zu machen und per WhatsApp an die SWG zu senden. „Einfacher geht es nicht“, freut sich Jens Schmidt. Darüber hinaus beantworten die SWG auch zahlreiche allgemeine Fragen, die inzwischen über den neuen Kanal zu den SWG gelangen – etwa zu Öffnungszeiten oder Preisen.
Selbstverständlich erfüllen die SWG mit dem WhatsApp-Service alle Anforderungen des Datenschutzes. Deshalb lassen sie besondere Vorsicht walten, wenn es sich um individuelle Informationen handelt – etwa Fragen zur Rechnung oder den Wunsch, die Abschläge anzupassen. „Im Grunde setzen wir immer dann, wenn wir eine Kundennummer brauchen, um den Sachverhalt weiter bearbeiten zu können, auf die bewährten Kommunikationskanäle“, bringt es Jens Schmidt auf den Punkt.

Der Weg in die Zukunft

Ende 2019 steht bei den SWG eine Strategie-Inventur an. Dann nämlich schreiben die Führungskräfte die Strategie SWG 2025 fest. „Wir haben uns sehr intensiv Gedanken darüber gemacht, wo wir hin möchten und wie wir dorthin kommen“, kündigt Jens Schmidt an. Und wie nicht anders zu vermuten, wird es in Richtung Nachhaltigkeit gehen. Hierfür haben die SWG mit der Einführung der Produktwelt e-Revolution und der kompletten Umstellung der MIT.BUS-Flotte auf CO2-neutrales Bio-Erdgas bereits einiges auf den Weg gebracht. „Aber das ist erst der Anfang“, verspricht Matthias Funk. „Sobald wir unsere Unternehmensstrategie „SWG2020“ in die neue „SWG2025“ gemeinsam mit dem Strategieteam und unseren Führungskräften weiterentwickelt haben, werden wir sie gerne vorstellen und erläutern.“

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