„Aller Anfang ist schwer.“ Dieses Sprichwort trifft sehr häufig zu, es gibt jedoch Ausnahmen – selbst wenn es sich um eine tiefgreifende Veränderung handelt. Davon können auch die zehn neuen Auszubildenden der Stadtwerke Gießen (SWG) berichten, für die kürzlich ein neuer Lebensabschnitt begann. In den kommenden Jahren holen sie sich das nötige Rüstzeug für ihre Berufslaufbahn und haben die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken.
Für die neuen Auszubildenden bei den Stadtwerken Gießen (SWG) stand Anfang September zunächst eine Warmlaufphase auf dem Programm – eine Einführungswoche, bei der sie sich an das neue Umfeld gewöhnen und erste Kontakte knüpfen konnten. Somit waren die ganz große Aufregung und starkes Herzklopfen bis zum eigentlichen Ausbildungsstart schon überwunden. Dieser „etwas sanftere Übergang“ vom Schul- in den Berufsalltag ist fester Bestandteil des SWG-Ausbildungskonzepts. Einer der Gründe: Während der Einführung sollen sich die jungen Menschen ihre eigenen Ziele und Perspektiven klarmachen und sich fragen: Wo stehe ich, wo will ich hin und wie bringe ich meine Potenziale im Unternehmen ein? Laut Ausbildungsleiterin Ruth Biehl-Franze zeigt sich immer wieder, dass die Antworten ein noch konkreteres Bild vom Berufsstart und den eigenen Erwartungen zeichnen. Sie hält es für einen entscheidenden Schritt, Ansprüche zu definieren und sich zu überlegen, was man als Auszubildender von seinem Arbeitgeber erwartet.
Spaß am Beruf und ein Blick über den Tellerrand
Bei den Stadtwerken Gießen gehen jedes Jahr etwa zehn junge Erwachsene ihre ersten Schritte im Berufsleben. Während der Ausbildung holen sie sich Erfahrung und Know-how für die Karriere als Fachangestellte/r für Bäderbetriebe, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Anlagenmechaniker/in, Industriekauffrau/Industriekaufmann oder Kfz-Mechatroniker/in. Je nach Berufsbild dauert die Ausbildung drei bis dreieinhalb Jahre.
„Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen mit Spaß lernen, Verantwortung übernehmen und sich mit ihren Ideen einbringen. Dazu zählt unter anderem ein Engagement wie bei den 75 guten Taten im vergangenen Jahr“, erklärt Ruth Biehl-Franze. Auszubildende nutzten bei der der guten Taten ihr Können, um die Pfadfinder in Buseck-Beuern zu unterstützen: Am Vereinsheim, in das kurz zuvor eingebrochen worden war, brachten die SWG-Azubis eine Alarmanlage an.
Projekte mit ähnlichem Charakter gab es auch schon in der Vergangenheit. Beispielsweise installierten die Nachwuchsfachkräfte vor einigen Jahren kleine Fotovoltaikanlagen auf mehreren Schuldächern. Auf diese Weise lassen sich der Einsatz für den guten Zweck und berufliches Wissen ideal verbinden.
Eigenverantwortung lernen
Wertvolle Erfahrungen sammeln die jungen Erwachsenen zudem in ihrer eigenen kleinen Juniorfirma. Gemeinsam sind die angehenden Industriekaufleute für den SWG-Azubi-Shop in der Hauptzentrale in der Lahnstraße verantwortlich. Verantwortlich, das bedeutet in diesem Fall:
Marktanalyse, Produktpalette zusammenstellen, Beschaffung (Einkauf und Lagerhaltung), Absatz (Marketing und Verkauf), Buchhaltung, Monats- und Jahresabschlüsse. „Sie leiten im Grunde ihr eigenes kleines Unternehmen. Dadurch lernen sie wie von allein, verantwortungsbewusst zu arbeiten und Betriebsabläufe selbstständig zu organisieren“, erläutert Ruth Biehl-Franze. An der Produktentwicklung und Herstellung einiger Artikel – etwa Edelstahluhren, Buchstützen oder Stiftehalter aus Edelstahl – beteiligen sich zudem die technischen Auszubildenden. Die Nachwuchskräfte machen es vor – eine funktionierende abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, wie sie sich jedes Unternehmen wünscht.
Kompetenz für Gießen und Umgebung
Vom modernen Ausbildungskonzept der Stadtwerke Gießen und dem technisch hervorragend ausgestatteten Ausbildungszentrum profitieren nicht allein die Berufsanfänger beim kommunalen Energieversorgungsunternehmen, sondern auch viele weitere junge Menschen sowie zahlreiche Gewerbe- und Industriebetriebe aus der Region. Der Ausbildungsverantwortliche für den Bereich Metalltechnik Georg Erb erläutert das an einem Beispiel: „Eine Firma möchte gern jemanden zum Zerspanungsmechaniker ausbilden, kann aber einzelne Teile des Ausbildungsrahmenlehrplanes nicht durchführen, zum Beispiel Pneumatik. In diesem Fall bucht die Firma ein oder mehrere Module bei uns im Ausbildungszentrum.“ Hagen Luh, Ausbildungsverantwortlicher für den Bereich Elektronik, fügt hinzu: „Diese Kooperation hat sich seit vielen Jahren bewährt und trägt dazu bei, angehende Fachkräfte aus der Region auf ihren Beruf vorzubereiten und gezielt auszubilden. Ein Gewinn für alle Beteiligten.“