Archäologische Funde beim Bau der Fernwärmeleitungen im Seltersweg machen den bisherigen Zeitplan für die Erschließung obsolet. Die Stadtwerke Gießen haben umgehend reagiert und den Ablauf der Arbeiten umgeplant.
Bei den Bauarbeiten im Seltersweg sind Arbeiter auf Reste der historischen Stadtmauer gestoßen. Damit ist der Zeitplan für die Erschließung der Straße mit Fernwärmeleitungen hinfällig. Während die Archäologen der Unteren Denkmalschutzbehörde die wertvollen Funde – Mauerreste aus den 1530er Jahren – derzeit in mühevoller Handarbeit freilegen und dokumentieren, haben die Stadtwerke Gießen (SWG) kurzfristig umdisponiert. „Wir sind in sofortige Gespräche mit allen Beteiligten gegangen und haben gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt, des Denkmalschutzes und dem BID, dem Business Improvement District Seltersweg, eine, wie wir hoffen, für alle Seiten gangbare Lösung gefunden“, fasst Matthias Funk, der Technische Vorstand der SWG, die Ergebnisse zusammen.
Neuer Ablauf der Bauarbeiten
Der Plan sieht vor, dass der ursprünglich dritte Bauabschnitt, die Leitungsverlegung zwischen Goethestraße und Wolkengasse, vorgezogen und wiederum in drei kleinere Abschnitte unterteilt wird. So haben die Arbeiten nun auf Höhe der Goethestraße bereits begonnen und verlaufen anschließend in Richtung Wolkengasse. Hier öffnen die Arbeiter die Straße nur etappenweise und verschließen die Teilstücke so schnell wie möglich wieder. „Dadurch, dass wir sofort auf die unvorhersehbare Verzögerung reagiert und die Bauarbeiten umgeplant haben, sind wir jetzt in der Lage, den Zeitverlust durch die archäologischen Arbeiten, soweit es uns möglich ist, zu reduzieren“, betont Matthias Funk. Auch Markus Pfeffer, Geschäftsführer des BID Seltersweg, wurde in die Planungen mit einbezogen. „Natürlich ist so eine Baustelle eine Belastung für die Händlerinnen und Händler im Seltersweg. Dank des schnellen Austauschs und in enger Abstimmung konnten die SWG jedoch die Gesamtmaßnahme in kürzester Zeit erfolgreich umplanen, sodass die Einschränkungen so gering wie möglich ausfallen. Selbstverständlich bleibt in der neuen Planung sichergestellt, dass die Geschäfte auch während der Bauzeit für alle Kundinnen und Kunden gut erreichbar sind“, teilte der Geschäftsführer mit.
Störungsfrei zum Stadtfest
Selbstverständlich spielt bei den Überlegungen auch das kommende Stadtfest eine wichtige Rolle. Die SWG planen, die Oberfläche des Seltersweges rechtzeitig so weit herzustellen, dass Besucherinnen und Besucher ohne nennenswerte Störungen über Gießens Flaniermeile zum Stadtfest gelangen können. Matthias Funk hofft auf Verständnis: „Wir bitten Händlerinnen und Händler sowie Bürgerinnen und Bürger um Geduld. Natürlich werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Festivitäten zu garantieren“.
Zeitplan Fernwärmeausbau ungewiss
Bereits Anfang Mai hatten die SWG mit der Verlegung der Fernwärmeleitungen im Seltersweg begonnen. Kurz danach kam es aufgrund des Streiks der IG Bauen-Agrar-Umwelt zu ersten Verzögerungen – mit weitreichenden Folgen: Da die Tiefbauarbeiten ruhten, konnten nachfolgende Gewerke ihre Arbeiten nicht zum ursprünglich geplanten Termin beginnen. Der detaillierte Ablaufplan kippte: Das gesteckte Ziel, die Baustelle vor dem Stadtfest fertigzustellen, war schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu halten. Wann die Bauarbeiten zum Abschluss kommen können, ist durch den Fund der Mauerreste aktuell nicht absehbar. „Die bedeutsame Bergung eines Teils der Stadtgeschichte macht es zum derzeitigen Zeitpunkt unmöglich, eine Einschätzung über den zeitlichen Ablauf des Fernwärmeausbaus im Seltersweg abzugeben“, beschreibt Matthias Funk. Sobald die Ausgrabungsarbeiten beendet seien, werde die SWG alles daransetzen, den Fernwärmeausbau im Seltersweg so schnell und effizient wie möglich zum Abschluss zu bringen, so der Technische Vorstand weiter.