Stadtwerke Gießen legen erneut gute Bilanz vor

Beim Strom-, Gas- und Wärmeabsatz verzeichneten die Stadtwerke Gießen (SWG) 2012 ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr – die Basis für das positive Ergebnis des Konzerns. Mit neuen Investitionen legten die SWG 2012 zudem das Fundament für den künftigen Erfolg des Unternehmens.

Am 23. August stellten die Stadtwerke Gießen (SWG) während ihrer Bilanzpressekonferenz das positive Jahresergebnis 2012 vor. Bei den Stadtwerken Gießen betrug der Überschuss 5,8 Millionen Euro. Der SWG-Konzern erzielte einen Gewinn (nach Steuern) von 7,6 Millionen Euro – und damit nochmals rund 2,3 Millionen Euro mehr als 2011. An den einzigen Gesellschafter, die Universitätsstadt Gießen, schüttet das Unternehmen 2,5 Millionen Euro aus.
Angesichts des positiven Ergebnisses zeigten sich die Aufsichtsratsvorsitzende Astrid Eibelshäuser sowie die beiden SWG-Vorstände Manfred Siekmann und Reinhard Paul zufrieden, als sie die Zahlen am vergangenen Freitag präsentierten.
„Beim Anstieg des Gas- und Wärmeabsatzes spielten unter anderem die im Vergleich zu 2011 länger anhaltenden Kälteperioden eine Rolle. Allerdings lässt sich der Zuwachs damit nur teilweise begründen“, erklärte Manfred Siekmann. Denn nicht nur die verkaufte Menge erhöhte sich, sondern auch die Zahl der Abnehmer im Segment Wärme: um 63 bei den Geschäftskunden und um 457 bei den Privatkunden. Ihren Wachstumskurs setzten die SWG auch beim Stromabsatz fort – er kletterte von 1335 Gigawattstunden (GWh) in 2011 auf 1467 GWh in 2012. Wie schon im Jahr zuvor trugen mehrere neue Großabnehmer als Kunden dazu bei. „Erneut konnten wir einige Unternehmen – auch außerhalb des Netzgebiets der Mittelhessen Netz GmbH – mit unserem Angebot überzeugen. Sie vertrauen auf unsere Experten in puncto Stromeinkauf“, unterstrich  Reinhard Paul.

Eigenerzeugung mit KWK-Anlagen ausgebaut
Den Markt genau zu beobachten und im richtigen Moment einzukaufen, ist jedoch nur ein Teil der SWG-Strategie, wenn es um die Beschaffung elektrischer Energie geht. Denn den Bedarf deckt das Unternehmen zunehmend mithilfe von Anlagen im Stadtgebiet und in der Region. Etwa 40 Prozent des Stroms, den die SWG an ihre Privatkunden liefern, erzeugen sie selbst per Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Damit zählen die Stadtwerke Gießen deutschlandweit zu den Vorreitern. „Atomausstieg und Energiewende bedeuteten bei uns nicht den Startschuss für eine Neuausrichtung, sie bestätigten vielmehr den seit Langem eingeschlagenen Kurs“, betonte Reinhard Paul. Sein Vorstandskollege Manfred Siekmann hob hervor: „Das Konzept der dezentralen Erzeugung, das heute als modern und zukunftsfähig gilt, setzen die Stadtwerke bereits seit den frühen 1980er-Jahren um. Damals ging das erste Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb und die Zahl der KWK-Anlagen wuchs in der Zwischenzeit auf rund 100 an.“ 2012 kamen unter anderem vier BHKW mit einer elektrischen Leistung von jeweils zwei Megawatt in der Lahnstraße, in der Winchester Straße, in der Versailler Straße und in der Schlachthofstraße hinzu. Ein wesentlicher Vorteil der Anlagen: Sie lassen sich nach Bedarf steuern und flexibel einsetzen – sind also die ideale Ergänzung zu größeren BHKW wie im Fall der Biogasanlage in Großen-Buseck.
Die KWK-Strategie der SWG geht insbesondere auf, weil das Unternehmen in Gießen ebenfalls stetig in den Ausbau auf einem anderen Gebiet gesetzt hat –bei der Fernwärmeversorgung. „Effizient ist KWK nur, wenn sich die erzeugte Wärme optimal nutzen lässt. Dafür haben wir mit einem modernen und weit verzweigten Wärmenetz die Voraussetzungen geschaffen“, erläuterte Reinhard Paul. 2012 stand ein Projekt mit Ausnahmecharakter auf der Investitionsliste. Die SWG stellten eine Verbindung zwischen den vorher getrennten Fernwärmenetzen in der Nord- und in der Weststadt her. Das Besondere: Die etwa 250 Meter lange Leitung zwischen Sudetenlandstraße im Osten und Leimenkauter Weg im Westen führt unter der Lahn hindurch. Mithilfe einer Spülbohrung wurden die rund 31 Zentimeter dicken Fernwärmerohre unter die Erde gebracht.

Partner von Kommunen und Unternehmen
Ihre KWK-Erfahrung und das Fachwissen in puncto Wärmenetze bringen die SWG regelmäßig auch bei Projekten in der gesamten Region ein. So errichtete das Unternehmen 2012 gemeinsam mit lokal angesiedelten Handwerksbetrieben im Neubaugebiet „Auf der Bölz“ in Heuchelheim eine Nahwärmeversorgung für mehr als 100 Grundstücke. „Kommunen übernehmen eine Vorreiterrolle bei der Energiewende und das Beispiel in Heuchelheim zeigt, auf welche Weise sie diese erfolgreich ausfüllen können“, sagte Manfred Siekmann. Wie beim Fernwärmenetz in Gießen, so funktioniere das Konzept auch in kleineren Dimensionen.
Das belegt nicht nur Heuchelheim, sondern dafür stehen auch zahlreiche weitere Projekte aus dem Bereich Energiedienstleistungen. „Die Zeiten des reinen Versorgers sind längst passé“, merkte Reinhard Paul an. Innovative Dienstleistungen im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz wie unser En5 gehörten ganz selbstverständlich zum Portfolio eines Energieunternehmens.
Dass die SWG auch in diesem Segment auf ein erfolgreiches Jahr 2012 zurückblicken können, belegen die Zahlen: En5 gewann 25 neue Kunden hinzu und steigerte den Wärmeabsatz von rund 27 GWh auf etwa 46 GWh. Unter anderem stellte die bauverein AG rund 700 Wohnungen in Gießener Mehrfamilienhäusern auf Fernwärme um. In Altenstadt errichteten die Energiedienstleister ein Wärmenetz, das von einer Holzhackschnitzelanlage gespeist wird und rund 680 Haushalte sowie Gewerbeeinrichungen versorgt. „Auch über die Grenzen des Landkreises Gießen hinweg bringen wir unser Know-how in Projekten ein – mit Erfolg“, betonte Manfred Siekmann.

Projekte mit Zukunftscharakter

Reinhard Paul merkte an, dass die positive Bilanz kein Grund sei, sich zurückzulehnen – im Gegenteil. „In diesem Jahr feiern wir unser 75-jähriges Jubiläum und blicken auf eine erfolgreiche Historie als regional verwurzeltes Unternehmen zurück. Mit den Menschen aus Mittelhessen, den Kommunen, Vereinen, Institutionen und Unternehmen wollen wir feiern, sie bei ihrer Arbeit unterstützen und ‚Danke’ sagen. Das geschieht unter anderem über die 75 guten Taten, die wir 2013 begehen. Diese guten Taten sind besonderer Ausdruck dessen, was bereits seit Langem zu unserem Selbstverständnis gehört: Akteure in Gießen und Mittelhessen mit Leistungen und Aktionen wie der ‚Feuerwehr der Zukunft’ bei ihrem Engagament für die Menschen in der Region zu unterstützen“, sagte der SWG Vorstand. „Diese Unterstützung bleibt fester Bestandteil unserer Strategie. Da sich der Energiemarkt während der vergangenen Jahrzehnte stark gewandelt hat und wir uns derzeit in einer Umbruchphase befinden, nutzen wir das Jubiläum aber auch zu einem anderen Zweck. Wir schauen nach vorn und richten uns für anstehende Aufgaben aus. Uns liegt am Herzen, dass das Resümee beim nächsten großen Jubiläum ebenso positiv ausfällt und wir ganz nach unserem Motto ‚Mit Energie – Für die Region’ Spuren hinterlassen haben“, betonte Manfred Siekmann.
Wie die SWG an Herausforderungen herangehen werden, das belegt unter anderem die kürzlich vereinbarte Kooperation der SWG mit der Technischen Hochschule Mittelhessen. Die beiden Partner haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Lösungen für drängende energiewirtschaftliche Fragestellungen zu erarbeiten. „Die Verzahnung von Forschung und Praxis wird im Bereich Energie ein größeres Gewicht bekommen. In Gießen finden wir ideale Voraussetzungen für eine solche Kooperation“, sagte Manfred Siekmann. Anhand der Biogasanlage in Großen-Buseck lasse sich zeigen, dass diese bereits Früchte trage. „Bei der Entwicklung der Anlage haben wir mit der THM zusammengearbeitet – und hinsichtlich ihrer Effizienz gehört sie deutschlandweit zur Ausnahmeklasse.“
Langfristig für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, dieser Aspekt spielte auch bei der Entscheidung der SWG für eine Kooperation auf einem anderen Gebiet eine entscheidende Rolle. Ende Mai 2013 schlossen sich die Stadtwerke Gießen sowie 22 weitere Energieunternehmen aus Hessen und Niedersachsen zum Konsortium Stadtwerke Mitte zusammen. Gemeinsam wollen sie mindestens 25.1 Prozent der E.ON Mitte Anteile erwerben. „Wir verfolgen ein Ziel: E.ON Mitte zusammen mit den Partnern im Konsortium als kommunal gehaltenes und regional verankertes Unternehmen weiterzuführen und die Energiewende in den Regionen aktiv mitzugestalten“, führte Reinhard Paul aus.

Den Blick nach vorn gerichtet
Für die kommenden Jahre haben sich die Stadtwerke ehrgeizige Ziele gesteckt. Eines davon: Bis 2020 wollen die SWG die Hälfte des Gießener Grünstroms in eigenen KWK-Anlagen produzieren. Derzeit beträgt der Anteil rund 40 Prozent, der Rest stammt aus zertifizierten Wasserkraftwerken. Einen großen Beitrag, die Marke von 50 Prozent zu erreichen, soll eine neue Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA) leisten. „Wir haben während der vergangenen drei Jahre sehr gute Erfahrungen mit der TREA I gesammelt und mit der Planung einer TREA II begonnen, die nach Fertigstellung Wärme und Strom produzieren soll“, sagte Reinhard Paul. Er verwies zudem darauf, dass die Anlage nicht nur Energie vor Ort produziere, sondern auch der Brennstoff aus der Region stamme.
Ihre erfolgreiche Ausrichtung wollen Stadtwerke Gießen auch während der kommenden Jahre im Wesentlichen beibehalten. „Bewährtes führen wir weiter, passen es aber – wo immer erforderlich – den Gegebenheiten auf dem Energiemarkt an. So haben wir auf Basis der Unternehmensstrategie ‚SWG 2015’ die zukünftige Strategie ‚SWG 2020’ für viele Bereiche weiterentwickelt“, erklärte Manfred Siekmann. Neben der höheren Eigenerzeugung in Kombination mit einem modernen Wärmenetz und neuen Dienstleistungen gehören dazu auch der Strom- und Gasnetzausbau sowie die Weiterentwicklung des Nahverkehrs und der eigenen Mitarbeiter. „Es wartet eine interessante und spannende Zeit auf uns, auf die Stadt Gießen und auf die Region“, prognostizierte Reinhard Paul, und Manfred Siekmann versprach: „Mit unserem Know-how als Energiedienstleister wollen wir dazu beitragen, die Menschen, Kommunen, Institutionen sowie Unternehmen bei wichtigen Zukunftsfragen als Partner zu unterstützen – die Region auf diesem Weg voranzubringen.“

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