Die Stadtwerke Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen haben eine langfristige Kooperation geschlossen. Beide Partner bringen ihr Know-how ein, um die Energiewende in der Region voranzutreiben.
Die Energiewende zählt zu den großen aktuellen Herausforderungen. Um sie zu meistern, müssen unter anderem Experten aus Energiewirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeiten – etwa in Kooperationen, wie sie am 21. Juni die Stadtwerke Gießen (SWG) und die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) vereinbart haben.
„Als kommunales Unternehmen mit starker regionaler Verwurzelung verfolgen wir seit Jahren ein ressourcenschonendes Energiekonzept. Dass wir direkt vor Ort einen Partner gefunden haben, der auf Forschungsseite über weitreichende Kompetenzen in Sachen Energietechnik verfügt, ist eine ideale Konstellation“, betonte Manfred Siekmann, Vorstand der SWG, nach der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Sein Vorstandskollege Reinhard Paul versicherte: „Die langfristige Zusammenarbeit zwischen SWG und THM bietet die Chance, fundiertes Wissen aus Forschung und Praxis zu vereinen. Ein Schritt auf dem Weg hin zu zukunftsweisenden Ideen und Lösungen.“ Wie das funktionieren kann, hat der Austausch zwischen Hochschule und Stadtwerken im Zuge einzelner punktueller Projekte während der vergangenen Jahre bereits belegt – beispielsweise bei der Konzeption der Biogasanlage in Großen Buseck.
Aufgabenfelder abgesteckt
„Mit Blick auf unsere drei Leistungsebenen – die akademische Lehre, die Forschung und die Weiterbildung – versprechen wir uns durch die institutionalisierte Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Gießen qualitative Fortschritte“, kommentierte Professor Dr. Günther Grabatin, Präsident der THM. Er erläuterte: „Sowohl unser Studienangebot als auch unsere Forschungsprojekte zeichnen sich durch den hohen Praxisbezug aus. Auf dem Gebiet der Energietechnik vermitteln wir angehenden Ingenieuren in mehreren Studiengängen anwendungsorientierte Qualifikationen. Die Technische Hochschule Mittelhessen verfügt über ein fachbereichsübergreifendes Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltsystemtechnik, das die strukturellen Grundlagen für verstärkte Forschungs- und Weiterbildungsaktivitäten schafft. Um dieses ausgedehnte Aufgabenfeld künftig noch effizienter bearbeiten zu können, haben wir beim Präsidium die neue Koordinationsstelle Energietechnik angesiedelt. Die SWG gewinnen in der THM einen Partner, der Energiefragen einen sehr hohen Stellenwert beimisst.“
Unter anderem wollen die SWG – wie schon in der Vergangenheit – Themen für studentische Projekte und Abschlussarbeiten anbieten. Auf der Agenda für die Zusammenarbeit steht außerdem, dass die Stadtwerke der Hochschule anonymisierte Lastgangsdaten für Strom und Wärme zu Forschungszwecken zur Verfügung stellen. Das Energieunternehmen will die THM auch bei der Errichtung von Versuchsanlagen unterstützen und regelmäßige Exkursionen zu den energietechnischen Anlagen ermöglichen. Im Gegenzug wird die Hochschule die SWG-Mitarbeiter bei Bedarf zu speziellen energietechnischen Teilthemen schulen und Ansprechpartner aus Wissenschaft und Forschung vermitteln. Die Kooperation dient weiterhin dazu, sich gegenseitig bei der Vorbereitung und Organisation von Tagungen und Veranstaltungen zu helfen.
Gemeinsame Projekte angehen
Neben der generellen Zusammenarbeit haben SWG und THM bereits erste konkrete Projekte in der Stadt Gießen und der Region Mittelhessen ins Auge gefasst. „Wir fokussieren uns nicht auf ein spezielles Feld, sondern gehen die gesamte Bandbreite von Themen an, die mit der Energiewende zusammenhängen“, versichert Reinhard Paul. Dazu gehören beispielsweise die gestiegenen Anforderungen an das Netz durch eine zunehmend dezentrale Energieversorgung, eine Optimierung bereits bestehender Anlagen – darunter Biogasanlagen oder die Kläranlage Gießen, die klimafreundliche Mobilität der Zukunft oder die Speicherung von Energie aus erneuerbaren Energien. Untersuchen wollen die Partner auch, welche regenerativen Quellen an welchen Standorten in der Region über das größte Potenzial verfügen – auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Manfred Siekmann erläuterte: „Der Energiemarkt zeichnen sich durch eine zunehmende Komplexität aus. Anders als noch vor einigen Jahren, spielt ein Mix aus energietechnischen, ökonomischen, politischen und sozialen Aspekte eine Rolle. Das gebündelte Know-how der THM und der SWG trägt dazu bei, Energiekonzepte auf allen Ebenen zu untersuchen und entsprechend zu optimieren.“