SWG-Bilanz: Erneut ein gutes Ergebnis

Von links: Der SWG-Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Wright sowie die beiden SWG-Vorstände Matthias Funk und Jens Schmidt legen der Öffentlichkeit die Bilanz für das Geschäftsjahr 2023 vor.

Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierten Alexander Wright, SWG-Aufsichtsratsvorsitzender, und die beiden SWG-Vorstände die durchaus erfreuliche Bilanz der Stadtwerke Gießen.

 

 

Mit 2023 konnten die Stadtwerke Gießen (SWG) das vierte Krisenjahr erfolgreich abschließen. Die am 23. Juli 2024 veröffentlichte aktuelle Unternehmensbilanz weist einen Gewinn von rund 16,8 Millionen Euro aus – etwa 8,4 Millionen Euro mehr als 2022. Dieses ausnehmend gute Ergebnis bedarf allerdings der Relativierung. Denn der Gewinn aus der Geschäftstätigkeit liegt bei rund 5,5 Millionen und damit fast genau auf dem Niveau von 2022. „Der große Anstieg beim Jahresergebnis ist die Folge eines Sondereffekts“, erklärt Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG. Das Unternehmen konnte einen langfristigen Bezugsvertrag beenden und die im über viele Jahre laufenden Streit angefallenen Rückstellungen auflösen. 

Dank ihrer erfolgreichen Arbeit sind die SWG in der Lage, 2,8 Millionen Euro Dividende an ihre Eignerin, die Stadt Gießen, ausschütten. Die verbleibenden 14 Millionen Euro stellen die SWG als Rücklage ein – was die Eigenkapitalquote auf 38,8 Prozent anhebt. Entsprechend positiv fällt das Resümee des Aufsichtsratsvorsitzenden Alexander Wright aus: „Mir ist um die Zukunft der Stadtwerke nicht bange. Das Unternehmen steht auf einem grundsoliden finanziellen Fundament und ist bestens für die komplexen Aufgaben vorbereitet.“

Der scheidende Kaufmännische Vorstand Jens Schmidt sieht die konsequente Strategie der letzten Jahre bestätigt und unterstreicht die Einschätzung des Aufsichtsratsvorsitzenden: „Die SWG stehen wirtschaftlich gut da und sind bestens für die kommenden Herausforderungen gewappnet.“ Damit meint er konkret die aufgrund der Energiewende nötige Transformation aller deutschen Energieversorger. Sie müssen sich künftig vor allem mit dem Ausbau der Strom- und Wärmenetze, dem Umbau der Erzeugungsanlagen und der verstärkten Digitalisierung beschäftigen. Diese Transformation erarbeiten die SWG individuell mit jeder der 16 versorgten Kommunen. Schließlich sind regionale Lösungen die Stärke der SWG.

 

Herausforderungen gemeistert

Den entscheidenden Grund für den ansehnlichen Überschuss aus der eigentlichen Geschäftstätigkeit der SWG nennt Matthias Funk, Technischer Vorstand: „Die harte Arbeit unserer engagierten Mannschaft hat einmal mehr die Basis für den Erfolg gelegt. An dieser Stelle möchte ich auch im Namen meines Kollegen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücklich danken. Auf ihren unermüdlichen Einsatz und ihr reichhaltiges, fundiertes Fachwissen ist zu jeder Zeit Verlass.“ Beispielhaft erwähnten die Vorstände den zusätzlichen Aufwand, den die SWG wegen der von der Politik eingeführten Maßnahmen zur Energiepreisreduktion betreiben mussten. Mitte des Jahres wurde die Mehrwertsteuer wieder auf den regulären Satz angehoben und die Energiepreisbremsen liefen aus. Speziell Letzteres bedeutete einen großen Aufwand. 

„All dies haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich zum Tagesgeschäft erledigt und tun es noch heute, denn wir sind noch nicht überall wieder im Normalbetrieb. Gleichzeitig konzentrieren wir unsere Kräfte auch auf die bevorstehenden Aufgaben“, bringt es Matthias Funk auf den Punkt. 

 

Entspannung an der Energiebörse

Die für die gesamte Energiebranche und für alle Energiekundinnen und -kunden wohl wichtigste Entwicklung 2023 war die Beruhigung der Energiemärkte. Was sich in deutlich nachlassenden Kursen an der Energiebörse widerspiegelte. „Wir haben – wie üblich – unsere besseren Konditionen an unsere Kundinnen und Kunden weitergereicht“, erinnert sich Jens Schmidt. Tatsächlich konnten die SWG ihre Strompreise bereits im Januar und ihre Gaspreise im Juli 2023 spürbar senken.

 

Nicht nur wirtschaftlich erfolgreich

Dass 2023 für die SWG ein gutes Jahr war, lässt sich nicht nur an reinen Zahlen ablesen. Das Unternehmen trieb immens wichtige Projekte voran und brachte einige davon zu einem erfolgreichen Abschluss. „Besonders froh sind wir darüber, dass uns die Stadt Gießen wieder die Konzessionen für das Gas- und das Stromnetz übertragen hat“, erklärt Jens Schmidt. Auch andere Kommunen in der Region wissen das Know-how der SWG zu schätzen. Erst kürzlich verlängerte die Stadt Linden die bestehenden Konzessionsverträge für Gas und Strom mit den SWG.

An anderer Stelle zeigt sich ebenfalls, wie eng und zielführend die Stadt Gießen und die SWG zusammenarbeiten: 2023 gründeten beide Partner die MIT.GIESSEN GmbH. Auftrag des gemeinsamen Tochterunternehmens ist es, Photovoltaikanlagen auf städtischen Liegenschaften zu errichten. Sieben Anlagen mit einer Leistung von zusammen 360 Kilowatt peak liefern bereits regenerativen Strom. In diesem Tempo soll es weitergehen. Vorgesehen ist, zwischen 2024 und 2028 Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 719 Kilowatt peak zu errichten.

 

Noch mehr Photovoltaik

Unabhängig davon konnten die SWG weitere wichtige Photovoltaikprojekte voranbringen – etwa das Thema Mieterstrom. Damit ermöglichen die Energiefachleute aus der Lahnstraße immer mehr Menschen die Teilhabe an der Energiewende. Im Neubaugebiet Philosophenhöhe gehört der SWG-Mieterstrom fest zum Konzept. „Hier sind praktisch alle verfügbaren Dachflächen von vornherein mit Photovoltaikmodulen ausgestattet“, beschreibt Matthias Funk die Situation. 

Mit der Gründung der MIT.GIESSEN und der Einführung des Mieterstroms führen die SWG weiter, was sie im Privatkundensegment mit der E-Revolution begonnen haben: den konsequenten Ausbau der Photovoltaik (PV) in Gießen und der Region. Parallel dazu bieten die SWG natürlich schon länger auch Gewerbebetrieben die Möglichkeit, einfach und günstig an eine auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte PV-Anlage zu kommen.

 

Leuchtturmprojekt für die Wärmewende

Zunehmend Strom aus regenerativen Quellen zu erzeugen, ist eine wichtige Komponente der Energiewende. Mindestens genauso große Bedeutung kommt der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung zu. Auch auf diesem Sektor haben die SWG im abgelaufenen Geschäftsjahr viel erreicht. Ein besonderer Fokus liegt auf PowerLahn, einem Projekt, bei dem die SWG drei Großwärmepumpen, ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine elektrische Direktheizung zu einer sogenannten innovativen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage kombinieren. Der Zuschlag für die Förderung ging bereits Mitte 2022 in der Lahnstraße ein. Seither arbeiten die damit betrauten Spezialisten mit Hochdruck an diesem wegweisenden Projekt. Noch in diesem Jahr beginnen die SWG mit dem Bau der Energiezentrale in der Schlachthofstraße. Von hier aus gelangt künftig dem Flusswasser entzogene Wärme in das Fernwärmenetz. Auch am zweiten Standort, dem Heizkraftwerk im Leihgesterner Weg, starten die Bauarbeiten 2024. Hier lassen die SWG das BHKW, das sich selbstverständlich auch mit Wasserstoff betreiben lässt, und die elektrische Direktheizung installieren.

 

Die Wissenschaft ins Boot holen

Aus den zahlreichen Optionen für die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung die für die Region passenden und wirtschaftlich sinnvollsten herauszufinden, ist eine Aufgabe des Instituts für Transformationsaufgaben in der Energiewirtschaft und Energietechnik e.V., kurz ITEE. Die SWG und weitere 14 regionale Energieversorger haben den Verein auf Initiative der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) gegründet. Um eine optimale Anbindung an die Hochschule zu gewährleisten, wird das ITEE in ein sogenanntes An-Institut überführt. Das hat mehrere Vorteile: Rechtlich bleibt die Forschungseinrichtung eigenständig, organisatorisch und personell besteht aber eine enge Verbindung mit der THM. Ebendies bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen die Möglichkeit, neben dem Beruf an der THM zu studieren. Umgekehrt eröffnet diese Konstellation Studierenden einen Blick in die Energiewirtschaft, was die Ausbildung um eine praktische Komponente erweitert. Nicht zuletzt bietet die Arbeit des Vereins seinen Mitgliedern die Chance, Fachkräfte zu gewinnen, die sich schon in die komplexe Materie eingearbeitet haben.

 

Alles absolut dicht

2023 konnten die SWG die Sanierung alter Grauguss-Gasleitungen abschließen. Auslöser für das 1997 gestartete Langzeitprojekt war eine Anweisung der Energieaufsicht. Die kam aus gutem Grund: Grauguss wird potenziell spröde und damit undicht. „Das wussten unsere Vorgänger aber noch nicht, als sie sich für dieses Material entschieden“, räumt Matthias Funk ein. Kurz vor dem geplanten Endtermin am 31. Dezember 2023 konnten die SWG Vollzug melden.

 

Prüfsiegel für Trinkwasser

Wie in den Sparten Strom und Gas haben sich die SWG 2023 freiwillig für den Bereich Trinkwasser nach den strengen Vorgaben des Technischen Sicherheitsmanagements (TSM) zertifizieren lassen. Den damit zusammenhängenden Aufwand haben sie aus gutem Grund in Kauf genommen. „Die SWG möchten den vielen Kommunen in der Region helfen, die permanent steigenden Anforderungen an Betreiber von Trinkwassernetzen zu erfüllen, und die Betriebsführung als Dienstleistung anbieten“, erläutert Jens Schmidt die Strategie. Und genau dafür ist der Nachweis, höchste Ansprüche in Sachen Sicherheit und Qualität zu erfüllen, äußerst hilfreich.

 

Gemeinsam ausbilden

Im Bereich Bäder haben die SWG zusammen mit den Kommunen des Landkreises Gießen eine besondere Ausbildungsinitiative gestartet: Alle Städte und Gemeinden im Landkreis, die Schwimmbäder unterhalten, aber nicht oder nur begrenzt über Ausbildungsmöglichkeiten für Fachangestellte für Bäderbetriebe verfügen, können auf die Erfahrung und das Wissen der SWG zurückgreifen. Erste Kommunen nutzen diese Gelegenheit bereits. 

 

Vielfalt als Chance

Bekanntermaßen beschränkt sich der Fachkräftemangel nicht auf den Bäderbereich. Firmen aus praktisch allen Branchen sind auf der Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die SWG begegnen diesem zentralen Problem unter anderem damit, dass sie Diversität mehr denn je als Chance begreifen und im Unternehmen verankern. Einen wichtigen, auch von außen wahrnehmbaren Schritt dazu haben sie im abgelaufenen Geschäftsjahr vollzogen – mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt. 

 

Ausblick 2024

Wie üblich nutzten die beiden SWG-Vorstände die Bilanz-Pressekonferenz, um einen Blick auf aktuelle Projekte bei den SWG zu werfen. Tatsächlich hat sich im ersten Halbjahr 2024 schon vieles positiv entwickelt. So zum Beispiel gelang es, den Transformationsplan für das Fernwärmenetz in Gießen fertigzustellen. „Wir können schon heute relativ genau sagen, wie wir künftig Fernwärme klimaneutral erzeugen“, freut sich Matthias Funk. Der Wärmetransformationsplan der SWG ist eine zentrale Säule der Kommunalen Wärmeplanung, die die Stadt Gießen bis zum Juni 2028 vorlegen muss. „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass die SWG bereits ein so großes Fernwärmenetz aufgebaut haben und schon jetzt darlegen können, wie sie ihre Wärmeerzeugung in den kommenden Jahren dekarbonisieren. Hier ist Gießen deutlich weiter als die meisten deutschen Städte“, ergänzt Alexander Wright.

Ein neues Stromtarifangebot unterstreicht die Anstrengungen der SWG, Gießen und die Region in puncto Energiewende weiterzubringen. Denn mit Natur-Power Aktiv gibt es erstmals Strom von den SWG, der mit dem Grüner Strom-Label (GSL) zertifiziert ist – dem Goldstandard unter den Gütesiegeln. Das Label überzeugt gleich mehrfach: Für kein anderes gelten strengere Vergabekriterien und hinter dem GSL stehen namhafte Verbände aus der Zivilgesellschaft.

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