SWG erwirtschaften wieder ein gutes Ergebnis

Der SWG-Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Wright (rechts) sowie die beiden SWG-Vorstände Matthias Funk (Mitte) und Jens Schmidt präsentierten der Öffentlichkeit die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022.

Gestern präsentierten die Stadtwerke Gießen ihre Bilanz für 2022. Im Rahmen der Pressekonferenz gingen der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Wright und die beiden SWG-Vorstände genauer auf das Unternehmensergebnis ein und erörterten es vor dem Hintergrund der aktuellen Situation.

 

 

Die Stadtwerke Gießen (SWG) haben auch das dritte Krisenjahr in Folge gut überstanden. Tatsächlich gelang es dem Unternehmen, einen Gewinn von rund 8,4 Millionen Euro zu erwirtschaften und damit das Vorjahresergebnis um etwa 2,9 Millionen Euro zu übertreffen. Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz relativierten die SWG-Vorstände Matthias Funk und Jens Schmidt diese durchaus positive Entwicklung allerdings. „Der Gewinn aus unserer Geschäftstätigkeit liegt etwa auf dem Niveau von 2021, also bei ungefähr 5,5 Millionen Euro. Das Plus im Ergebnis ist die Folge eines Sondereffekts“, erklärt Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG. Tatsächlich haben die SWG Teile einer Rückstellung für einen Rechtsstreit, den sie inzwischen gewinnen konnten, erfolgswirksam aufgelöst.

Aufgrund dieser Zahlen können die SWG auch in diesem Jahr wieder 2,5 Millionen Euro als Dividende an ihre Eignerin, die Stadt Gießen, ausschütten. Die verbleibenden rund 6 Millionen Euro werden als Rücklage eingestellt. Damit beträgt die Eigenkapitalquote der SWG nunmehr 35,7 Prozent. „Die Stadtwerke sind und bleiben ein grundsolides Unternehmen, das bestens für die komplexen zukünftigen Aufgaben aufgestellt ist“, unterstreicht Alexander Wright. Er übernahm das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden im Juli 2022 von Astrid Eibelshäuser.

Jens Schmidt bekräftigte diese Einschätzung, denn nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen wird den komplexen Themen der Zukunft, wie dem Ausbau insbesondere der Strom- und Wärmenetze im Rahmen der Energiewende, gerecht werden können. Er nannte einen zentralen Grund für die erfreulichen Zahlen: „Dass wir das Ergebnis aus unserer eigentlichen Geschäftstätigkeit trotz der vielen massiven Herausforderungen im vergangenen Jahr halten konnten, macht uns schon ein bisschen stolz. Denn dieser schöne Erfolg basiert auf konsequenter, bisweilen harter Arbeit, die unsere engagierte Mannschaft tagtäglich leistet. Wir möchten den Anlass nutzen, um allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu danken. Für ihren unermüdlichen Einsatz und dafür, dass wir uns immer auf sie und ihr fundiertes Know-how verlassen können.“

 

Herausforderung Gasmangellage

Das vergangene Geschäftsjahr war, wie in der gesamten Branche, natürlich auch bei den SWG von der drohenden Gasmangellage geprägt, die sich an zahlreichen, verschiedenen Stellen ausgewirkt hat. So zum Beispiel fanden viele Kundinnen und Kunden, deren Lieferanten sie wegen der massiv gestiegenen Bezugspreise beim Erdgas – und in der Folge auch beim Strom – im Stich ließen, in den SWG einen zuverlässigen Partner. „Wir haben uns hier einmal mehr als sicherer Hafen erwiesen“, bringt es Jens Schmidt auf den Punkt.

Selbstverständlich durchforsteten die SWG alle Bereiche des Unternehmens akribisch, um eigene Sparpotenziale zu ermitteln und zu erschließen – nicht nur für Erdgas, sondern für Energie allgemein. „Wir haben alles getan, um unseren Beitrag zu leisten“, führt Matthias Funk weiter aus. Nicht zuletzt gelang es, zahlreichen Kundinnen und Kunden zu erläutern, wie sie ihren Energieverbrauch spürbar reduzieren können, ohne dabei Verzicht üben zu müssen. Das belegen die steigenden Teilnehmerzahlen an den Vorträgen der Reihe „Energiewissen am Dienstag“. Tatsächlich nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, sich in Sachen Energiesparen zu informieren. „Der Wechsel des Formats auf Online-Vorträge hat sich bewährt. Sie sind nicht nur komfortabler, sondern die Kolleginnen und Kollegen aus der Energieberatung können ihr umfangreiches Wissen viel mehr Menschen gleichzeitig zugänglich machen“, ergänzt Matthias Funk.

Ausgestanden ist das Problem der Gasmangellage indes noch nicht. Obwohl die Bezugsquellen diversifiziert wurden und die Speicher schon sehr gut gefüllt sind, gilt in Deutschland nach wie vor die Alarmstufe. Denn niemand kann abschätzen, wie kalt der nächste Winter wird und wie lange er dauert. Die Bundesnetzagentur hat verschiedene Szenarien durchgespielt. Die damit verbundenen Berechnungen ergeben, dass Erdgas unter bestimmten Bedingungen knapp werden könnte. „Wir beobachten die Entwicklung genauso aufmerksam wie bisher. So stellen wir sicher, dass wir immer rechtzeitig reagieren können, sollte sich die Versorgungslage dramatisch verändern“, ordnet Matthias Funk die Situation ein.

In der Zwischenzeit hat sich der Markt wieder beruhigt. Dieser Tatsache tragen die SWG selbstverständlich Rechnung. „Als sich der positive Trend an der Börse festigte, haben wir sofort gehandelt, neu kalkuliert und unsere Preise für Erdgas und Strom gesenkt“, erklärt Jens Schmidt.

 

Weiter im Plan

Unabhängig von der Krise und ihren Auswirkungen haben die SWG im vergangenen Jahr ihre Geschäftsfelder weiter ausgebaut. Ein Fokus lag auf dem Thema Photovoltaik. So gründeten die Stadt Gießen und die SWG im Dezember 2022 das Unternehmen MIT.GIESSEN GmbH. Beide Partner halten je 50 Prozent der Anteile an der Gesellschaft, deren Geschäftszweck es ist, Energiedienstleistungen zu entwickeln, die ihren Teil dazu beitragen sollen, die klimapolitischen Ziele in Gießen umzusetzen. Dafür soll die MIT.GIESSEN zunächst den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern städtischer Liegenschaften vorantreiben. Beide Anteilseigner haben je eine Person aus ihren Reihen mit der Geschäftsführung betraut, was eine Kooperation auf Augenhöhe sicherstellt.

Darüber hinaus verfolgten die SWG natürlich auch eigene Ziele in Sachen Photovoltaik. So ging bereits im Oktober 2022 eine Anlage mit einer Leistung von 99,9 Kilowatt Peak in Betrieb. Sie befindet sich auf dem Dach einer Lagerhalle, die auf dem Werksgelände in der Lahnstraße steht. Außerdem haben die SWG das Thema Mieterstrom erfolgreich im Markt etabliert: Bereits 15 Anlagen sind bereits in Betrieb oder befinden sich im Bau, für weitere zwei Anlagen liegen die Aufträge vor. „Wir sprechen hier über insgesamt rund 860 Kilowatt Peak Gesamtleistung“, präzisiert Matthias Funk. Und ergänzt: „Mit unserem Mieterstrom schließen wir eine Gerechtigkeitslücke. Denn bislang waren die Vorteile von Solarstrom jenen vorbehalten, die über eine entsprechende Immobilie verfügen. Das ändern wir jetzt. Nicht von heute auf morgen, aber konsequent und Schritt für Schritt.“ Mieterstrom bedeutet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner eines Gebäudes den darauf produzierten Strom direkt verbrauchen und dafür mindestens zehn Prozent weniger zahlen, als Strom im Grundversorgungstarif kostet. Selbstverständlich übernehmen die SWG die exakte Abrechnung mit den Mieterinnen und Mietern sowie die Lieferung von Ökostrom, wenn die Sonne nicht scheint.

Besonders erfolgreich waren die SWG mit ihrer E-Revolution. In dieser Produktwelt geht es zwar in erster Linie darum, der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Im vergangenen Jahr verbuchten die SWG aber vor allem Auftragseingänge bei den PV-Anlagen, die ein wichtiger Bestandteil des modular aufgebauten Komplettpakets sind. „Die Entwicklung war absehbar. Aber dass unser Angebot so gut ankommt, übertrifft unsere Erwartungen“, freut sich Jens Schmidt über die große Nachfrage.

 

Auch in anderen Sparten gepunktet

Obwohl Erdgas absehbar eine immer kleinere Rolle spielen wird, bleibt es in den nächsten Jahren ein unverzichtbarer Energieträger – auch in Gießen. Deshalb haben sich die Verantwortlichen in der Stadt entschieden, den Konzessionsvertrag mit den SWG um weitere 20 Jahre zu verlängern. „Wir sind den SWG sehr dankbar, dass sie uns die nötigen Optionen eingeräumt haben, schon früher aus dem Erdgas auszusteigen“, erklärt Alexander Wright. So kann die Stadt ihr Ziel weiter konsequent verfolgen, bis 2035 CO2-neutral zu werden. Speziell vor diesem Hintergrund gewinnt die kommunale Wärmeplanung an Bedeutung, die schon in diesem Jahr Pflicht wird. „Hier sind wir mit den SWG und ihrem bereits bestehenden engmaschigen Fernwärmenetz schon sehr gut aufgestellt“, ist der Aufsichtsratsvorsitzende sicher.

In der Sparte Wasser können die SWG ebenfalls einen Erfolg vermelden. 2022 vergab die Stadt Allendorf/Lumda die Betriebsführung ihres Trinkwassernetzes an die SWG. „Wir konnten die Verantwortlichen in der Kommune von unserem langjährigen Know-how auf diesem Gebiet überzeugen“, erinnert sich Matthias Funk an die Verhandlungen, die darin endeten, dass die Stadt Allendorf/Lumda den SWG diese wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge übertragen hat.

Nicht zuletzt optimierte das SWG-Tochterunternehmen MIT.BUS den innerstädtischen Nahverkehr. Dank sechs neuer Busse mit Mild-Hybridtechnik konnte die MIT.BUS die ohnehin schon geringen Schadstoffemissionen ihrer Flotte einmal mehr entscheidend senken. Auf den CO2-Ausstoß haben die Fahrzeuge aber keinen Einfluss. Der lässt sich nämlich fast nicht mehr reduzieren. Denn die MIT.BUS hat schon seit März 2019 nur noch gasbetrieben Busse im Einsatz, die mit Biomethan fahren und damit praktisch CO2-neutral unterwegs sind. Unabhängig vom Umweltnutzen punkten die neuen Fahrzeuge – wie der Rest der Flotte – mit einem weiteren Feature: Sie bieten kostenfreies WLAN für alle Fahrgäste. „Die Zugriffszahlen zeigen, dass die Entscheidung für diesen zusätzlichen Service genau richtig war und wir so den Nahverkehr wieder ein Stück attraktiver machen konnten“, erklärt Jens Schmidt.

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