Gießen/Großen-Buseck. Die Stadtwerke Gießen treiben den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region Mittelhessen weiter voran: aktuell mit der Biogasanlage in Großen-Buseck, welche die SWG zusammen mit Landwirt Dietmar Klos in diesem Mai in Betrieb genommen haben. Die erste Biogasanlage der Stadtwerke Gießen können Interessierte nun am Sonntag, dem 11. September von 10 bis 17 Uhr auf dem Aussiedlerhof der Familie Klos im Schützenweg 100 in Buseck einen ganzen Tag lang selbst in Augenschein nehmen. Führungen gibt es an diesem Tag der offenen Tür alle 20 Minuten, dazu ein buntes Rahmenprogrammm mit Hüpfburg, Gewinnspiel und Losverkauf zugunsten der „Tour der Hoffnung“. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.
Die Veranstaltung soll für den nachhaltigen Einsatz von Biomasse und Kraft-Wärme-Kopplung zur Energieerzeugung werben und über deren Umweltnutzen aus erster Hand informieren: „Wir wissen, wie wichtig die Akzeptanz solcher neuer Anlagen und Technologien bei der Bevölkerung ist. Es geht hier eben nicht nur um die reine Technik, sondern auch um die Zustimmung für einen Weg, den wir für ökologisch und ökonomisch richtig und wichtig halten“, erklärt SWG-Unternehmenssprecherin Ina Weller. Um die Energiewende in Mittelhessen wirklich vorantreiben zu können, sei es unabdingbar, alle Beteiligten mitzunehmen. „Deshalb sollte sich am besten jeder selbst vor Ort ein Bild von dem machen, was wir für einen wichtigen technologischen Baustein in Sachen klimaneutrale Energieerzeugung der Zukunft halten“, so Ina Weller weiter.
Forschungsprojekt für die Energiewende
Die Anlage erzeugt aus Energieträgern wie Mais, Gras und Gülle brennbares Biogas welches ein Blockheizkraftwerk antreibt. Strom und Wärme fließen direkt in die SWG-Energienetze. Allein die erzeugte Wärme würde genügen, um ein Wohngebiet, ein Schwimmbad und eine Schule zu beliefern; der Strom reicht für rund 430 Haushalte. Der Biogasprozess in der Anlage ist in der Bilanz Klima- und CO2-neutral und liefert aber jährlich die gleiche Energiemenge wie etwa 400 000 Liter Heizöl. Dem Klima erspart das unter dem Strich rund 1200 Tonnen CO2 pro Jahr.
Die Stadtwerke Gießen hatten sich bereits im Jahr 2010 im Rahmen der „Charta für den Klimaschutz“ des Landes Hessen freiwillig zu einer deutlichen Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase verpflichtet. In diesem Rahmen erforschen die SWG zusammen mit der Technischen Hochschule Mittelhessen und der Universität Gießen auch die Potenziale der Biogasnutzung. Diese Arbeit lieferte bereits erste Ergebnisse: So lässt sich in Großen-Buseck nun erstmals die Abwärme eines mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerks ebenfalls für die Energieerzeugung nutzen. Weitere Schwerpunkte der Forschung sind derzeit die Optimierung der Gärprozesse und eine effiziente und schonende Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen.
Ökologisch geplantes Projekt
Zentrale Motivation bei Planung und Betrieb der Biogasanlage in Großen-Buseck war von Anfang an die Frage, wie eine Biogasanlage nicht nur ökonomisch, sondern vor allem auch ökologisch den größtmöglichen Nutzen erwirtschaften kann. Den Verantwortlichen bei den Stadtwerken war es wichtig, nicht blindlings die neue Technik einzusetzen, sondern alle Faktoren bis zum Ende durchzudenken und die Umsetzung anschließend kritisch zu prüfen. Daher spielten unter anderem kurze Anfahrtswege und bodenschonende Fruchtfolgen bei der Biomasseerzeugung, die Methandichtigkeit der Gärbehälter und eine effiziente Nutzung des Biogases für die Strom- und Wärmeerzeugung eine Schlüsselrolle bei der Projektplanung. Die Anlage sollte insgesamt gesehen sinnvoll sein, so die SWG, nicht nur in einzelnen Teilaspekten. Das auch deshalb, weil Großen-Buseck Modellcharakter für mögliche Folgeprojekte der Stadtwerke Gießen haben soll.