TREA II besteht wichtigen Sicherheitscheck mit Bravour

Die TREA II, im Bild das rechte Gebäude, hat die aufwendigen Sicherheitschecks des TÜV Hessen bestanden.

Der TÜV Hessen bescheinigt den Stadtwerken Gießen, dass die TREA II sicher funktioniert. Zu diesem Urteil kamen die Experten nach ausgedehnten Tests, die kürzlich stattfanden.

Dem dauerhaften Regelbetrieb der TREA II steht nichts mehr im Weg – zumindest nicht aus Sicherheitsaspekten. Dies bescheinigte das vierköpfiges Prüferteam des TÜV Hessen den Stadtwerken Gießen (SWG) am Ende der aufwendigen Checks in der Woche vom 7. bis zum 11. September 2020. Es galt, die sogenannte Sicherheitsmatrix abzunehmen.

Betrieb ohne Anlagenführer
Die Sicherheitsmatrix und ihre Abnahme durch sachverständige Prüfer sind der Tatsache geschuldet, dass die Anlage üblicherweise ohne Personal arbeiten wird. Folgerichtig muss das System in der Lage sein, alle denkbaren kritischen Situationen selbst zu bewältigen. „Im Grunde geht es immer darum, Schäden an der Anlage zu verhindern und vor allem Gefahren abzuwenden“, präzisiert Jens Hanig, bei den SWG für das Projekt verantwortlich. Und genau dazu ist die TREA II dank ihrer zahlreichen Sicherheitsmechanismen in der Lage.
Folgerichtig testen die Prüfer bei ihrer Abnahme, ob die Anlage so reagiert wie vorgesehen. Dazu simulieren sie Störungen aller Art, versetzen also das System in verschiedene kritische Zustände. Im Fall der TREA II umfasste die Matrix 44 unterschiedliche Szenarien. „Die TREA II hat alle Tests mit Bravour bestanden“, freut sich Jens Hanig. Besonders erwähnenswert: Statt der ursprünglich angesetzten fünf Tage brauchten die TÜV-Prüfer nur drei, um ihr abschließendes, positives Urteil zu fällen. Was dafür spricht, dass die Sicherheitstechnik der TREA außergewöhnlich gut funktioniert.

Den Worstcase zuerst
Das schlimmste denkbare Szenario für die TREA II wäre ein vollständiger Stromausfall. Selbst damit kommt die Anlage klar – wie der Test nachgewiesen hat. Batteriegepufferte Computer und intelligente Steuertechnik sorgen dafür, dass innerhalb von Sekunden Notstromaggregate anspringen und alle kritischen Komponenten am Laufen halten – etwa wichtige Gebläse. Parallel fährt die TREA geregelt herunter.
Ein weiteres Problem könnte entstehen, falls der Druck im Kessel auf deutlich überhöhte Werte ansteigt. Damit es nicht zu Schäden kommt, stoppt die TREA in einem solchen Fall die Zufuhr von Abfall auf den Rost und reduziert die für die Verbrennung nötige Luft. „Das senkt die Temperatur in der Brennkammer und in der Folge den Druck im Kessel“, erklärt Jens Hanig. Die Verbrennungstemperatur könnte aber unter bestimmten Umständen auch zu niedrig sein. Zum Beispiel, wenn der Abfall feuchter ist als geplant oder dessen Zusammensetzung nicht passt – aus welchen Gründen auch immer. „Falls dies eintritt, reagiert das System zuerst mit mehr Verbrennungsluft. Reicht das nicht aus, gelangt kein Brennstoff mehr auf den Rost und das Feuer erlischt“, führt Jens Hanig weiter aus. Eine solche Abschaltung dient dem Schutz der Umwelt. Denn eine zu geringe Verbrennungstemperatur hätte einen negativen Einfluss auf die Abgaszusammensetzung.

Noch 2020 in den Regelbetrieb
Die Abnahme der Sicherheitsmatrix war ein zentraler Meilenstein auf dem Weg zur Betriebsgenehmigung der TREA II durch den Regierungspräsidenten. Neben einigen kleineren Dokumentationen steht eigentlich nur noch die sogenannte Übereinstimmungserklärung Brandschutz an. „Ich bin davon überzeugt, dass wir alles planmäßig über die Bühne bringen und die Anlage noch Ende 2020 vom Probe- in den Regelbetrieb überführen können“, kündigt Jens Hanig an.
Wenn es so weit ist, verfügt Gießen über eine wahrscheinlich weltweit einzigartige Anlage, die aus aufbereitetem Abfall hocheffizient und CO2-neutral  Wärme und Strom gewinnt. Eben diese Produktion elektrischer Energie unterscheidet die TREA II von der TREA I, die nach wie vor hervorragend arbeitet. Deshalb verfügt die zweite TREA auch über zwei zusätzliche, mit Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke. Erst diese ermöglichen eine wirtschaftliche Stromerzeugung. So gesehen ist die TREA II eine logische Weiterentwicklung der ersten Generation. Deutlich komplexer, aber noch effizienter und darüber hinaus viel besser zu regeln.

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