Aufmerksame Leser konnten in den letzten Tagen immer wieder die öffentlich geführten Diskussionen über die Planung und den Bau der Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage, kurz TREA, in den Medien verfolgen. Dieses Thema wirft sowohl in der Bevölkerung als auch in der heimischen Politik die eine oder andere Frage auf. Die Stadtwerke Gießen AG (SWG) möchten Antworten auf diese Fragen liefern. Reinhard Paul, technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen AG, nutzte ein gestern anberaumtes Pressegespräches, um zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion beizutragen.
„Vielfach wird die TREA als Müllverbrennungsanlage bezeichnet. Das ist aber falsch. Denn die TREA ist keine Müllverbrennungsanlage“, erklärt Reinhard Paul. „Bei der TREA oder ausführlicher gesagt der Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage handelt es sich um ein Heizwerk, das unserer Fernwärmeversorgung dient“, so Paul. Wie in jedem anderen Heizwerk kommt Brennstoff zum Einsatz. Als Brennstoff für die TREA werden sortierte und aufbereitete Reststoffe eingesetzt, um Wärme zu erzeugen. Die Kesselanlage der TREA wird an das Fernwärmenetz der SWG angeschlossen, damit die Wärme in Form von Heizungswasser zu den Wärmekunden transportiert werden kann.
Welche Brennstoffe kommen zum Einsatz?
In der TREA nutzen die Stadtwerke Brennstoffe, die durch die Aufbereitung von Gewerbeabfall aus der Region gewonnen werden. Zuvor übernimmt ein zertifizierter Fachbetrieb aus der Region die Aufbereitung, also die Sortierung des Abfalls. Geruchsemittierende Substanzen werden reduziert. Übrig bleiben Gewerbeabfälle, wie Holz, Pappe, Paletten oder Papier. Daher kann man diesen Brennstoff zu gewissen Teilen als regenerativen Energieträger betrachten. Nicht dazu zählen Metalle oder Plastikstoffe, die in der TREA nicht verbrannt werden. Restmüll und Sondermüll muss an gesonderte Sondermüllverbrennungsanlagen abgeführt werden.
Wertkreislauf
In der Region entstandener Abfall wird durch die TREA der Stadtwerke Gießen auch hier verbrannt. Die zur Aufbereitung notwendige Sortierungsanlage soll ihren Platz im Abstand von etwa einem Kilometer, auf dem ehemaligen Gelände der Firma Gail, zum TREA-Gelände finden. Dadurch werden die Transporte für den Brennstoff sehr kurz gehalten.
SWG verfolgen Schutz der Umwelt
Die Stadtwerke haben zu keiner Zeit der Planungsphase der TREA das Thema Umwelt außer Acht gelassen. „Der Schutz der Umwelt ist für uns bei allen wirtschaftlichen Notwendigkeiten oberstes Ziel“, so Paul. „Wir möchten unsere Fernwärmeversorgung auf saubere Energiebeine stellen“. Aus diesem Grund haben die Fernwärme-Experten der SWG ein Betriebskonzept erarbeitet, dass insbesondere niedrige Luft-, Wasser- und Lärmemissionen während aller Betriebsphasen gewährleisten werden. Durch die TREA könnten die Stadtwerke den Anteil im Bereich der Wärmeversorgung von den bisher 4 % aus regenerativen Energien auf 15 % ausbauen.
Damit nicht genug. Allein 41 % des momentanen Gießener Wärmebedarfs decken die Stadtwerke durch die Lieferung von Fernwärme ab. Im vergangenen Jahr haben die SWG 444 Tausend Megawattstunden (MWh) in ihr Wärmenetz eingespeist. Dies entspricht dem Wärmebedarf von ca. 17.700 Einfamilienhäusern. Die benötigte Wärme erzeugen die SWG in umweltfreundlichen Heizanlagen und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wie Gasturbinen und einer Vielzahl von kleineren Blockheizkraftwerken. Durch den Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung erreichen die SWG eine Energieersparnis von 38 bis 40 % gegenüber der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Dadurch wurden in 2006 allein 153 Tausend MWh weniger verbraucht. Damit verbunden ist auch die Einsparung von Kohlendioxid (CO2) – in Gießen sind 64.000 Tonnen weniger CO2 in die Luft gelangt.
Neuster Stand der Technik
Ebenfalls häufig diskutiert wird der Stand der Technik. Die geplante Anlage insbesondere in Bezug auf die Rauchgasreinigung ist auf dem neusten Stand. Die Stadtwerke setzen mittels eines Schlauchstaubfilters auf die derzeit effektivste Filtermethode, die es gibt. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie die in Deutschland geforderten Grenzwerte des Immissionsschutzgesetzes einhalten wird. Die SWG rechnen sogar damit, dass die gesetzlichen Forderungen deutlich unterschritten werden. Zusätzlich hat Paul nach einem Gespräch mit Vertretern der Gießener Grünen einen unabhängigen Gutachter hinzugezogen, der das Konzept der Rauchgasreinigung auf mögliche Verbesserungen hin untersuchen soll.
TREA liefert Wärme für 6.000 Haushalte
Mit der geplanten Anlage Am Atzelbusch ist es das Ziel der SWG 75 Tausend MWh nutzbare Wärme und damit Wärme für 6.000 Haushalte erzeugen zu können. Die TREA würde damit die Verbrennung von 7 Mio. Litern Heizöl in Einzelfeuerungsanlagen ersparen. Betrachtet man die komplette Fernwärmeversorgung der SWG, ist die TREA nur eine kleine Anlage. Die Stadtwerke haben 257 MWh in ihrem Netz installiert, die TREA stellt mit nur 10 MWh einen kleinen Teil dar.
Dass es sich bei der TREA eher um eine kleine Anlage handelt, zeigt der auch Vergleich zu anderen Anlagen, die jährlich 300.000 Tonnen und mehr verbrennen. Die TREA hingegen verbrennt nur 25.000 Tonnen an Reststoffen.
Vorteile
- bei der Verbrennung von Reststoffen wird im Vergleich zur Verbrennung fossiler Energieträger weniger klimaschädliches CO2 freigesetzt
- fossile Energiequellen (wertvolle Rohstoffe) werden geschont
- die Abhängigkeit von Energieimporten verringert sich durch den einheimischen Brennstoff
- das Abfallvolumen reduziert sich erheblich, dadurch wird weniger Deponiekapazität benötigt.
Weitere Informationen
Alle Informationen rund um das Thema TREA finden Interessierte auf der Homepage der Stadtwerke Gießen unter www.stadtwerke-giessen.de.