Um in der zweithöchsten deutschen Klasse mitschwimmen, -radeln und -laufen zu können, brauchen die Athletinnen vom Triathlon-Team Gießen e. V. einen Sponsor. Den haben sie in den Stadtwerken Gießen gefunden.
Geht es um Triathlon, fällt üblicherweise sofort der Begriff Ironman auf Hawaii. Nicht ganz zu Unrecht. Schließlich ist die regelmäßig im Oktober stattfindende Weltmeisterschaft auf der langen Distanz die Königsdisziplin. Aber auch auf nationaler und regionaler Ebene liefern sich Triathletinnen und Triathleten spannende Wettkämpfe. Bei denen geht es nicht nur um Einzeltitel. Tatsächlich hat sich schon einige Jahre ein Ligensystem etabliert, in dem Mannschaften unterschiedlicher Leistungsklassen die Meister unter sich ausmachen. Dazu gehören auch die Damen des Triathlon-Teams Gießen e. V. Nach dem Regionalliga-Aufstieg in der vorletzten Saison gelang ihnen 2021 der Durchmarsch in die Zweite Bundesliga.
Um auf diesem neuen Niveau zu bestehen, braucht die Mannschaft Unterstützung von engagierten Sponsoren. Einer davon sind die Stadtwerke Gießen (SWG). „Triathlon passt sehr gut zu uns“, findet Ulli Boos, SWG-Unternehmenssprecher, und ergänzt: „Sich fokussiert mit klaren, oft langfristigen Zielen zu beschäftigen und ausdauernd daran zu arbeiten – diese Tugenden verbinden den Triathlon und uns.“ Darüber hinaus gehört es zum Sponsoring-Konzept der SWG, hiesige Bundesliga-Teams zu unterstützen. „Was lag da näher, als einen Kooperationsvertrag mit dem Triathlon-Team Gießen zu schließen“, fasst Ulli Boos zusammen.
Der gleiche Sport und doch ganz anders
Triathlon als Mannschaftssport im Ligabetrieb setzt sich wie der berühmte Ironman aus Schwimmen, Radfahren und Laufen zusammen. Doch es gibt deutliche Unterschiede. So liegt es auf der Hand, dass die fünf Wettkämpfe einer Saison in der Zweiten Bundesliga über deutlich kürzere Distanzen gehen müssen. „Die Regenerationszeiten wären sonst viel zu kurz“, erklärt Philipp Neuhaus, 1. Vorsitzender des Triathlon-Teams Gießen. Üblich sind zum Beispiel Rennen über die Super-Sprint-Distanz mit 200 Metern Schwimmen, sechs Kilometern Radfahren und zwei Kilometern Laufen. Ebenfalls auf dem Programm stehen Sprint-Rennen mit 600 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radeln und fünf Kilometer Laufen.
Doch die zurückzulegenden Strecken sind nicht der einzige Unterschied. Und um die Mannschaftleistung zu bewerten, spielen die absoluten Zeiten eine untergeordnete Rolle. Eigentlich geht es nur um die Platzierungen im Feld. Im Fall der Damen-Bundesliga messen sich an jedem Wettkampftag dieselben 14 Teams mit jeweils vier Athletinnen, von denen drei in die Wertung kommen. Belegt eine davon Rang 4, eine weitere Rang 12 und die Dritte Rang 23, erhält die Mannschaft 39 Punkte. Für die Ermittlung des Tagesergebnisses gilt: Je weniger Punkte auf dem Teamkonto, desto besser die Platzierung. Der Meister am Saisonende errechnet sich nach dem gleichen Prinzip. Dafür werden die Platzierungen der einzelnen Wettkampftage addiert.
Ein weiterer Unterschied: Weil immer Mannschaften gegeneinander antreten, besteht die Möglichkeit, andere Wettkampfformate zu nutzen. Etwa Staffeln. Oder auch eine Kombination zweier Wettbewerbe an einem Tag: In einem sehr kurzen, unter Umständen nur aus zwei Teildisziplinen bestehenden ersten Part ergibt sich die Startreihenfolge für das anschließende Jagdrennen. Heißt: Die Schnellsten gehen mit Vorsprung in den zweiten Teil. „Solche Formate machen die Angelegenheit extrem interessant, weil die Taktik dabei sehr wichtig ist“, erzählt Philipp Neuhaus.
Viel Aufwand – nicht nur fürs Training
Triathlon ist ein vergleichsweise zeitintensives Hobby. Die beiden Topathleten des Vereins – Vincent Größer und Janik Ortlanderl – investieren pro Woche bis zu 25 Stunden oder mehr nur für das Training. Was sich offenbar auszahlt: Beide konnten sich für den kommenden Ironman qualifizieren. Ganz so extrem müssen sich die Bundesliga-Damen zwar nicht ins Zeug legen. Dafür haben sie fünf Wettkämpfe, zu denen sie anreisen müssen. Die in Nord und Süd geteilte zweite Liga verkürzt die Wege zwar spürbar, bis nach Hilpoltstein in Oberfranken, nach Trebgast kurz vor der tschechischen Grenze und für das Finale nach Hannover führt sie der Sport dann aber doch. „Ohne Sponsoren könnten wir diese Reisen und die bisweilen nötigen Übernachtungen nicht finanzieren. Deshalb sind wir sehr dankbar dafür, dass uns die SWG hier unter die Arme greifen“, bringt es Philipp Neuhaus auf den Punkt.
Einen Wettkampf in Gießen – also quasi ein Heimspiel – gibt es leider nicht. Der organisatorische Aufwand dafür wäre zu groß. Es braucht idealerweise einen See, abgesperrte Strecken fürs Radfahren und das Laufen, Rettungsschwimmer und Sanitätspersonal. Deshalb haben sich eine Reihe von Ausrichtern herauskristallisiert, die sich um die Wettkampftage kümmern. Trotzdem können sich Interessierte Bundesliga-Triathlon auch ohne längere Anfahrt anschauen. Das Saisonfinale am 4. September wird im Fernsehen übertragen.
Stichwort Interesse: Wer sich mit dem Gedanken trägt, selbst mit dem attraktiven Sport anzufangen, ist beim Triathlon-Team Gießen genau richtig. Zum Radeln und Laufen verabreden sich die Mitglieder üblicherweise direkt. Fürs Schwimmen gibt es aber geregelte Termine im Westbad – Montag und Mittwoch jeweils von 18 bis 20 Uhr und Samstag von 10 bis 12 Uhr.
Weitere Informationen: tri-team-giessen.de und www.triathlonbundesliga.de