Wärme und Kälte für die Sparkasse

Per Schwerlastkran gelangte das neue Blockheizkraftwerk in die Energiezentrale auf dem Dach des Sparkassengebäudes.

Bis voraussichtlich Ende 2020 erneuern die Stadtwerke Gießen die Wärme- und Kälteversorgung der Sparkasse Gießen in der Johannesstraße. Die Modernisierung bringt eine deutliche Effizienzsteigerung.

Selten verlief die Demontage alter Wärmeerzeuger in der Region spektakulärer: Mitten in der Stadt hievte im Mai ein 90-Tonnen-Kran die beiden nicht mehr benötigten Blockheizkraftwerke (BHKW) vom Dach der Sparkasse Gießen in der Johannesstraße. Die Aktion war ein wichtiger Meilenstein für die vollständige Modernisierung der Wärme- und Kälteversorgung des Kreditinstituts. Den Auftrag dafür erhielten die Stadtwerke Gießen (SWG).
Ziel der Sanierung ist es, Wärme und Kälte deutlich effizienter als bisher zu produzieren. Zu diesem Zweck haben Sparkasse und SWG einen besonderen Vertrag geschlossen. In dem ist geregelt, dass vor allem die Kälte nicht nur für die Sparkasse erzeugt wird, sondern auch für andere Abnehmer. „Die neuen Kältemaschinen werden in ein Netz einspeisen, an dem zusätzlich die Stadtverwaltung, das Stadttheater, die Kongresshalle und das Multiplexkino hängen“, erklärt Thomas Wagner, Geschäftskundenvertriebsleiter der SWG. Auch das BHKW, das die SWG bereits im Rahmen des Projekts erneuert haben, wäre für die Sparkasse etwas zu groß dimensioniert. Trotzdem ist sein Einbau sinnvoll. Denn überschüssige Wärme – so sie denn entsteht – gelangt in das Fernwärmenetz.
Für die Sparkasse lohnt sich die auf weitere 15 Jahre angelegte Kooperation natürlich auch: Sie erhält den vom BHKW erzeugten, vergünstigten Strom. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit den SWG zusammen und sind sehr zufrieden. Deshalb haben wir auch dieses Großprojekt ohne zu zögern an die SWG vergeben“, ergänzt Peter Wolf, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Gießen.

Alles neu
Die SWG nutzen die auf dem Dach befindliche Energiezentrale des Sparkassengebäudes weiter. Allerdings nur den Raum und die darin befindlichen Spitzenlastkessel. Daneben hat bereits das neue BHKW seinen Platz gefunden. Die beiden Kältemaschinen folgen in den kühleren Monaten. Dann wird es auch noch einmal richtig spannend und noch spektakulärer als im Frühjahr. Denn um die rund sieben Tonnen schweren Kälteaggregate auf das Dach in die Energiezentrale zu heben, brauchen die SWG einen 250-Tonnen-Kran. „Das Problem ist weniger das Gewicht an sich, sondern die Entfernung vom Standort des Krans zum Dach“, erklärt Christian Spratte, Projektleiter in der Abteilung Wärmeversorgung bei den SWG. Tatsächlich muss der Kran knapp 50 Meter mit seinem Ausleger überbrücken. Genau deshalb ist die ganz große Variante nötig. Und eben dies macht das Unterfangen zur echten logistischen Herausforderung.
Wenn das Projekt Ende 2020 abgeschlossen sein wird, haben die SWG nicht nur die Wärme- und Kälteerzeuger ausgetauscht, sondern auch die kompletten Rohrleitungen und Verteilungen. Überdies installieren die Energieexperten aus der Lahnstraße einen neuen Pufferspeicher. Den nutzen sie, um das entstehende Kältenetz effizient zu betreiben.
Viele kleine Verbesserungen, kombiniert mit modernster Technik, sorgen letzten Endes für einen im Verhältnis zur erzeugten Nutzenergie erheblich geringeren Primärenergieeinsatz. Wie hoch genau die Energieeinsparungen ausfallen, lässt sich aber nur abschätzen. „Das System ist einfach zu komplex und verfügt über zu viele Variable, um wirklich belastbare, konkrete Zahlen zu nennen. Schon der Versuch wäre unseriös. Vor allem, weil wir Kälte und Wärme in externe Netze einspeisen“, führt Michél Sennhenn aus. Er ist im SWG Vertrieb für das Projekt verantwortlich. „Aber feststeht, dass die neuen Anlagen deutlich effizienter arbeiten und wir so den CO2-Ausstoß des Gesamtsystems ein gutes Stück reduzieren können.“

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