Die Stadtwerke Gießen (SWG) beliefern das Philosophikum künftig mit Wärme und Kälte. Bei der Ausschreibung, die auch den Aufbau der nötigen Infrastruktur einbezog, konnten sich die SWG gegen starke Konkurrenz aus ganz Europa behaupten. Schon Ende 2020 soll das umfangreiche Projekt abgeschlossen sein.
Die Justus-Liebig-Universität modernisiert das Philosophikum. Unabhängig davon, ob es sich um Neu- oder sanierte Altbauten handelt, brauchen Studierende und Dozenten angenehme Bedingungen zum Lernen und Lehren – Wärme in den Wintermonaten und Kälte für die Klimatisierung an heißen Sommertagen. Beides liefern künftig die Stadtwerke Gießen (SWG).
Qualität und Leistung überzeugten
Um mit diesem Projekt betraut zu werden, mussten sich die SWG gegen potente Mitbewerber durchsetzen. Denn derart umfangreiche Aufträge darf das Land Hessen nicht einfach vergeben. Selbst dann nicht, wenn – wie in diesem Fall – bereits eine lange und bewährte Partnerschaft besteht. Folgerichtig hat der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) die Wärme- und Kälteversorgung europaweit ausgeschrieben. Darin war gefordert, eine Wärmeleistung von 8,2 Megawatt und einen Kälteleistung von 5,8 Megawatt anzubieten. „Wärme und Kälte werden von einer Energiezentrale im Philosophikum II aus verteilt“Wärmetechnisch ist das gar kein Problem. Wir verlegen eine kurze Leitung vom Alten Steinbacher Weg bis in die Energiezentrale auf dem Campus, bauen dort ein Verteilnetz auf und beliefern die einzelnen Gebäude mit unserer Fernwärme“, erklärt Thimo Rieger, Projektleiter bei den SWG. Im Zuge dieser Arbeiten entsteht zudem noch eine weitere Einspeisemöglichkeit für Fernwärme in der Rathenaustraße.
Etwas aufwendiger gestaltete sich die Planung der Kälteversorgung. Denn das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung limitierte den Primärenergiefaktor für Kälte auf maximal 0,44. Das heißt: Um eine Kilowattstunde Kälte zu produzieren, dürfen die SWG höchstens 0,44 Kilowattstunden fossile Energieträger einsetzen. „Auch hier haben die Kollegen schnell eine passende Lösung gefunden“, ergänzt Thimo Rieger.
Die Planer griffen auf klassische Kompressionskältemaschinen zurück, die inzwischen relativ effizient arbeiten. Mit dem richtigen Strom betrieben, lässt sich auch mit diesen Aggregaten der geforderte Primärenergiefaktor einhalten. „Dank unseres Gießener Grünstroms unterbieten wir den geforderten Primärenergiefaktor“, freut sich Thimo Rieger. Auch für die Kälte verlegen die SWG ein Arealnetz. Es verbindet die Energiezentrale am Rand des Campusbereichs Philosophikum II, in der die beiden Maschinen stehen, über gut gedämmte Rohre mit den einzelnen Gebäuden.
Zusammenarbeit für viele Jahre
Der Aufbau der Infrastruktur ist aber nur der Anfang. Läuft alles nach Plan, sind die dafür nötigen Arbeiten bis Ende 2020 abgeschlossen. Nach der Inbetriebnahme agieren die SWG 15 Jahre lang als zuverlässiger Wärme- und Kältelieferant.
Dass der Auftrag in Gießen blieb, ist durchaus bemerkenswert. Denn immer öfter gehen vor allem öffentlich ausgeschriebene Großprojekte an Unternehmen, die mit Dumpingangeboten antreten. Eben die führen fast zwangsläufig zu hohen Nachforderungen. „Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir uns mit unserem Know-how durchsetzen konnten“, fasst Thimo Rieger zusammen.