Auch in Gießen und der Region tritt jetzt ein, was Expertinnen und Experten seit Wochen und Monaten prognostizieren: Erdgas wird massiv teurer. Die Stadtwerke Gießen (SWG) müssen ihre Preise zum zweiten Mal in diesem Jahr nach oben korrigieren. „Es macht die Sache nicht besser, aber diese Entwicklung war leider absehbar“, kommentiert Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG, das Vorgehen. Vor allem die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine hat die ohnehin schon schwierige Situation bei der Energiebeschaffung dramatisch zugespitzt. So haben sich die bereits hohen Börsenkurse für Erdgas seit dem 1. Januar noch einmal mehr als verdoppelt.
Eine derartige Teuerung auf der Beschaffungsseite können die SWG nicht kompensieren. Deshalb kommen sie nicht umhin, ihre Erdgaspreise in der Grundversorgung um 3,87 Cent pro Kilowattstunde anzuheben. Das entspricht bei einem Jahresverbrauch von 25.000 Kilowattstunden einer Steigerung von rund 46 Prozent. Auf einen Haushalt mit dem genannten Verbrauch kommen damit Mehrkosten von rund 80,63 Euro monatlich zu.
Noch dramatischer fällt die Preisentwicklung für Kundinnen und Kunden aus, die sich für das bislang immer günstigere Produkt Thermo Fix entschieden haben. Den Preisvorteil dieses Tarifs konnten die SWG bislang durch eine komplette Beschaffung für jeweils ein Jahr im Voraus realisieren. Doch wegen des ungebremsten Höhenflugs der Energiepreise funktioniert diese Strategie nicht mehr. „Verglichen mit den Bezugskonditionen vor einem Jahr, haben sich die Börsenkurse vervierfacht“, rechnet Andreas Fuchs, Leiter der Abteilung Vertrieb bei den SWG, vor. Diese Preisexplosion zwingt die SWG zum Handeln: Im Tarif Thermo Fix kostet eine Kilowattstunde Erdgas ab Juli 7,49 Cent mehr als bislang. Für den erwähnten Vergleichshaushalt bedeutet dies eine Erhöhung um rund 110 Prozent. „Noch vor einem Jahr hätten wir Preissteigerungen in dieser Größenordnung für schlicht unmöglich gehalten“, gibt Jens Schmidt zu bedenken. „Aber jetzt müssen wir wohl die Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass Energie auf absehbare Zeit nicht mehr so günstig zu haben sein wird, wie wir das bis Mitte 2021 gewohnt waren.“
Preissicherheit auf höherem Niveau
Kundinnen und Kunden, die weiterhin im Tarif Thermo Fix bleiben, zahlen im Durchschnitt etwa 156 Euro mehr pro Monat als bislang. Trotz dieses massiven Anstiegs birgt der neue Preis eine echte Chance: „Obwohl der Vertrag nach dem Ende der einjährigen Laufzeit keine Preisgarantie mehr vorsieht, lassen wir die jetzt geltenden Konditionen bis zum 30. Juni 2023 unangetastet und geben unseren Kundinnen und Kunden damit Preissicherheit“, kündigt Andreas Fuchs an. Das Versprechen steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass keine völlig unvorhersehbaren Szenarien auf dem Erdgasmarkt eintreten, sich die Situation dadurch nochmal verschärft und dass keine Änderungen bei den staatlichen Umlagen und Steuern eintreten. Was hingegen mit der Grundversorgung passiert, müssen die SWG spätestens zum 1. Januar 2023 neu bewerten – wenn es schlecht läuft, schon zum 1. Oktober 2022. „Hier weist derzeit leider nichts auf Entspannung hin“, gibt Jens Schmidt zu bedenken.
Wegen dieser nach wie vor unübersichtlichen Marktlage halten die Verantwortlichen bei den SWG den Tarif Thermo Fix für ein durchaus attraktives Angebot. Schließlich bietet es eine gewisse Sicherheit. „Unser Thermo Fix ist aktuell ein exklusives Angebot – nur für Kundinnen und Kunden, die sich bereits vor einem Jahr dafür entschieden haben. Neuabschlüsse sind derzeit nicht möglich“, ergänzt Andreas Fuchs. Bestandskundinnen und -kunden können also wählen – zwischen der Vertragsverlängerung zu den jetzt gültigen Konditionen oder dem Wechsel in die zunächst günstigere Grundversorgung.
Um böse Überraschungen und hohe Nachzahlungen bei der Jahresabrechnung zu vermeiden, passen die SWG die monatlichen Abschläge für alle mit Erdgas belieferten Kundinnen und Kunden automatisch an. Selbstverständlich informieren die SWG alle Betroffenen darüber schriftlich.
Jetzt beraten lassen
„Wir haben zwar keinen Einfluss auf das, was derzeit auf dem Energiemarkt passiert, aber wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden dabei, Energie zu sparen und so Einfluss auf die Höhe der Rechnung zu nehmen“, versichert Jens Schmidt. Dazu gehört beispielsweise die umfassende Energieberatung der SWG. „Ich kann nur empfehlen, dieses kostenlose und hilfreiche Angebot zu nutzen“, ergänzt Andreas Fuchs. Tatsächlich gibt es in fast jedem Haushalt ein gewisses Einsparpotenzial. Genau das zu erschließen, dabei helfen die Expertinnen und Experten der SWG-Energieberatung – im persönlichen Gespräch im SWG-Kundenzentrum am Marktplatz, als Videokonferenz oder telefonisch. Anmeldung unter www.energiessen.de/online-terminvergabe
Strom wird günstiger
Zu diesen zugegebenermaßen bedrückenden Nachrichten gesellt sich aber noch eine Gute: Wie angekündigt, fällt ab dem 1. Juli 2022 die EEG-Umlage weg. Das bedeutet, dass alle SWG-Stromtarife für Haushaltskunden zu diesem Termin um 4,43 Cent pro Kilowattstunde günstiger werden. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3000 Kilowattstunden spart demnach rund 130 Euro pro Jahr. Die Strompreissenkung aufgrund des Wegfalls der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 erfolgt automatisch. Hier verzichten die SWG darauf, ihre Kundinnen und Kunden individuell und schriftlich zu informieren.