Viele Kommunen können nicht bis ins Detail nachvollziehen, welche ihrer Liegenschaften wie viel Energie benötigt. Beim 20. Kommunalen Umwelt-Treff erklärten Experten der Stadtwerke Gießen, wie sich Transparenz in diesem Bereich schaffen lässt und welche Einsparpotenziale damit zu erschließen sind.
Wie viel Energie und Wasser benötigen die kommunalen Liegenschaften im Einzelnen? Welche Kosten entstehen dabei? Liegt der Verbrauch im Normalbereich oder ist er deutlich erhöht? Sollte sich das Bauamt zuerst mit der energetischen Sanierung des Bürgerhauses beschäftigen oder besser mit der Modernisierung des Kindergartens? Diese und viele andere Fragen beantwortet ein kommunales Energiemanagement. Oder anders ausgedrückt: Das nützliche Werkzeug hilft Städten und Gemeinden, ihren aktuellen Energie- und Wasserverbrauch zu beurteilen und Maßnahmen zu ergreifen, sollte sich herausstellen, dass an der einen oder anderen Stelle Strom, Wärme oder Wasser verschwendet wird.
Weil ein kommunales Energiemanagement so viel Positives bewirken kann, stand ein informativer Vortrag über das komplexe Thema auf der Agenda des Kommunalen Umwelt-Treffs, zu dem die Stadtwerke Gießen (SWG) einmal jährlich einladen. Zur Veranstaltung am 7. Dezember kamen 16 Umweltberater, Energiebeauftragte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Stadt- und Gemeindeverwaltungen zu den SWG in die Lahnstraße. Sie alle setzen sich täglich mit Energie- und Umweltthemen sowie Energiekosten auseinander.
Martin Zielke, bei den SWG für das Energiemanagement zuständig, beleuchtete in seinem Vortrag die Vorgehensweise beim Einsatz eines kommunalen Energiemanagements und die Effekte, die nach seiner Ein- und Durchführung zu erwarten sind. So steht am Anfang immer die genaue Analyse des Energie- und Wasserverbrauchs. Dann folgen Vergleiche der untersuchten Liegenschaften mit ähnlichen Gebäuden überall in Deutschland. Ebendies ermöglicht eine objektive Beurteilung der Verbrauchswerte. Liegt eine Immobilie – etwa der Kindergarten – deutlich über dem Benchmark, kann die Kommune gezielt handeln. „Ein kommunales Energiemanagement liefert belastbare Daten, die die Verantwortlichen in den Verwaltungen in die Lage versetzen, wirtschaftlich und energetisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen“, freut sich Michael Rösner, Leiter Vertrieb Privat- & Gewerbekunden bei den SWG und für die Organisation der Veranstaltung zuständig.
Die kleine Lösung
Obwohl ein kommunales Energiemanagement seine Kosten praktisch in jeder Stadt oder Gemeinde dank spürbarer Einsparungen wieder hereinholt, schrecken viele, vor allem kleinere Kommunalverwaltungen davor zurück. Denn ohne die aktive Mitarbeit vonseiten der Kommune funktioniert es nicht. Und genau die ist wegen einer vielerorts angespannten Personalsituation oft nicht im nötigen Umfang zu leisten. Deshalb informierte Dennis Adams aus der SWG-Abteilung Marketing und Vertrieb auf dem Kommunalen Umwelt-Treff über das SWG Energie Cockpit. Die schlaue Webanwendung kann zwar ein Energiemanagement nicht ersetzen, sie stellt aber einen einfachen und vor allem wirkungsvollen Einstieg in die Thematik dar. Denn auch das sogar auf dem Smartphone oder dem Tablet lauffähige Programm sorgt – mit den entsprechenden Daten gefüttert – für Transparenz beim kommunalen Energieverbrauch und schafft so einen ersten belastbaren Überblick. „Das SWG Energie Cockpit nutzen schon viele in der Region ansässige Unternehmen, um ihren Energieverbrauch zu senken. Es eignet sich aber ebenso gut für die kommunale Anwendung“, ergänzt Michael Rösner.
Sinnvoller Austausch
Der Kommunale Umwelt-Treff hat sich inzwischen als feste Größe etabliert. Offenkundig stoßen die SWG bei der Auswahl der Themen auf reges Interesse in den Rathäusern. „Selbstverständlich versuchen wir immer, die Kommunen in der Region mit wichtigen, interessant aufgemachten Informationen in Sachen Energie zu versorgen. Dafür hat sich die Veranstaltung als geeignetes Format erwiesen“, ist Michael Rösner sicher. Doch der Informationsfluss verläuft nicht nur in eine Richtung: „Auch wir erfahren in den Diskussionen nach den Vorträgen und in den oft angeregten Gesprächen, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kommunen bei ihrer täglichen Arbeit bewegt“, fasst Michael Rösner zusammen. Das Wissen um die Wünsche aus den benachbarten Kommunen nutzen die SWG zu deren Wohl: Wenn es möglich ist, gehen die Organisatoren darauf bei ihrer Planung von Veranstaltungen wie dem Kommunalen Umwelt-Treff ein. Zudem versetzen die Informationen von der Basis die SWG in die Lage, ihre Dienstleistungen noch besser auf die Bedürfnisse von Städten und Gemeinden abzustimmen.